Wissen: Grußworte

Zu den Aufgaben von Pressesprechern und persönlichen Referenten gehört das Schreiben, Versenden, veröffentlichen oder Halten von sogenannten "Grußworten". Für einen Bürgermeister sind Grußworte ebenso alltäglich wie für Manager und Führungskräfte: Betriebsfest, Kundenevent oder Jubiläumsfeier – es gibt viele Anlässe für ein Grußwort.

 

Solche "Grußworte" sind kurze formelle Reden bzw. Ansprachen, die es auch in schriftlicher Form gibt - und mit denen eine Zielgruppe direkt angesprochen wird, darunter - bei Bedarf - natürlich auch konkrete Personen.

 

Die Bezeichnung "Grußworte" irritiert ein wenig. Zudem reduziert der Begriff das Thema sprachlich auf das Grüßen. Doch es geht um mehr als nur das "Be-grüßen" einer Zielgruppe.

Es geht auch um "politisches Handeln durch kommunikatives Handeln". Schließlich dienen Grußworte wie Reden dazu, Öffentlichkeits- bzw. (hier Zielgruppen) - wirksam Zustimmung zu erzeugen.

 

Konkret dienen sogenannte "Grußworte" der Begrüßung, Achtung, Bestätigung und Motivierung bestimmter Rezipiente-(kreise) im Zuge des Netzwerkens mit Sympathisanten, Gönnern, Sponsoren etc. Grußworte haben wie andere Reden einen bestimmten Anlass und verfolgen einen oder mehrere Zwecke.

 

Grußworte können sich an die Teilnehmenden einer Veranstaltung, die Mitgliedern eines Projektes, die Lesen einer Veröffentlichung oder die Besuchern einer Webseite durch den Gastgeber und/oder einen Ehrengast richten.

 

Ein Grußwort kann sich an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Kongresses richten, an die Sponsoren eines Projektes oder die Mitarbeiter eines Unternehmens bzw. einer Institution. Auch könnte es sich zum Beispiel um die Ansprache eines Bürgermeisters handeln, der einen geladenen Teil der Bürgerschaft oder von Unternehmen, Institutionen und/oder Verbänden oder Besucher einer Veranstaltung oder der Gemeinde-Web-Seite begrüßt. 

 

Von anderen Reden wie Absichtserklärungen, Regierungserklärungen, Reden auf Demonstrationen, Wahlreden, Werbevorträge, politische Reden (z.B. in Parlamenten und beratenden Gremien), Reden bei Gerichtsverhandlungen (Plädoyer), Reden zur Einflussnahme auf Überzeugung und Handlungsbereitschaft, Propaganda-Reden, Brand- und Hetzreden, Ehrungen von Personen und Leistungen, Lobreden bei Preisverleihungen (Laudatio), Gedenkreden (z.B. zu historischen Ereignissen), Jubiläums­reden, Trauerreden, Festreden, Hochzeitsreden, Weihnachts- und Neujahrsansprachen, Reden zur Einweihung von Bauwerken etc. heben sich Grußworte dadurch ab, dass ein bestimmter Personenkreis individuell wahrgenommen, hervorgehoben, angenommen, geschätzt und von offizieller Seite begrüßt und damit zugleich geehrt wird.

 

Grußworte zählen folglich zum Thema "Reden". Doch es werden keine Thesen aufgestellt und nichts belegt. Argumente entfallen. Aber auch hier werden Schlüsselbegriffe und Schlagworte genutzt und Menschen zu Gunsten einer entsprechenden Institution beeinflusst, alleine dadurch, dass sie sich persönlich angesprochen, begrüßt und letztendlich "geadelt" werden. Was unter diesem "adeln" zu verstehen ist, erfahren Sie später: Stichwort: "Motive" und deren Befriedigung.

 

Reden grenzen sich von Erzählungen und anderen Vorträgen dadurch ab, dass sie einen offiziellen Charakter besitzen und nicht - oder zumindest nur am Rande - der Unterhaltung - oder bei politischen Reden - anderen Zwecken dienen. Auch geht es nicht um einen persönlichen Gruß:

Wie bei anderen Reden auch, vertritt der Redner und sein Grußwort ein Unternehmen, eine Institution, eine Behörde und / oder eine konkrete Sache, zeigt sich korrekt, politisch, sozial und / oder moralisch engagiert und will durch seine Worte etwas bewirken - zum Beispiel die gesellschaftliche Zustimmung zu einem Projekt oder die Anerkennung von Investitionen und Leistungen.

 
Dieses "Bewirken" bezieht sich auf Motivation, Motivierung und Motive. Grußworte sind folglich auch Motivatoren. Sie dienen der Motivierung der Rezipienten - und setzen bei den grundlegenden und individuellen Motiven der speziellen Rezipienten an, die mit Grußworten angesprochen und begrüßt werden.

 

Je mehr ich mich als Rezipient konkret angesprochen fühle, desto mehr Anerkennung, Respekt und Bestätigung erfahre ich als Rezipient von Grußworten. Und Anerkennung wie auch das Gefühl von Korrektheit und ein möglichst hohes Selbstwertgefühl zählen zu den Grundmotiven des Menschen. Exakt hier setzen Grußworte an:

 

A  Anerkennung:

Bedürfnis nach erfolgreichen sozialen Beziehungen zu anderen Menschen, Streben nach sozialer Akzeptanz, Zugehörigkeit und positivem Selbstwert, Streben nach positivem Feedback
Test: Haben Sie dieses Grundmotiv in ihrem Grußwort adäquat berücksichtigt?

 

B  Korrektheit: 

Bedürfnis, die Dinge um uns herum,richtig wahrzunehmen, die Umwelt und die eigene Person richtig einzuschätzen. Haben Sie dieses Grundmotiv in ihrem Grußwort adäquat berücksichtigt?

 

C Selbstwertgefühl

Bedürfnis, sich selbst einen (möglichst hohen) Wert beizumessen und diesen Selbstwert tunlichst aufrecht zu erhalten. Bedürfnis kognitive Dissonanzen zu bekämpfen bzw. zu verarbeiten, um eine gefühlte Bedrohung des Selbstwertgefühls zu vermeiden. Haben Sie dieses Grundmotiv in ihrem Grußwort adäquat berücksichtigt?

 

Persuasion 

Selbstverständlich bezieht sich die sogenannte "Begrüßung" nicht auf das Wünschen eines guten Tages oder ein "Herzliches Willkommen", sondern auf die ideologische "Begrüßung" des Interesses, der Mitwirkung und des Engagements der Angesprochenen - und natürlich auch um die Zustimmung und Bestätigung  der jeweiligen Sache, um die es konkret geht - und zwar im positiven, motivierenden und bestätigendem Sinne.   

 

In diesem Kontext ist zu beachten, dass politische Sprache vor allem einen persuasiven oder auch werbenden Grundcharakter verfolgt. Letztendlich soll Zustimmungsbereitschaft zur politischen Grundhaltung oder auch bestimmten politischen Positionen der vertretenen Institution erzeugt werden. Werbung ist damit immer auch mindestens implizites, oftmals sogar explizites Ziel politischer Reden und letztendlich auch von Grußworten.  

 

Bezug des Anlasses zur Institution / Sache & Sinnhaftigkeit

Daraus resultierend sollte eben auch ein Bezug des Anlasses zum Unternehmen / zur  Institution / zur Behörde und / oder zu eine konkreten Sache kurz erörtert werden. Beispiel:


"Als Agentur für angewandte Wahrnehmungs- und Kommunikationspsychologie lösen wir für unsere Klienten Probleme, helfen bei Herausforderungen oder führen Menschen und Institutionen zum jeweiligen Ziel. Aus diesem Grund ist es uns ein ganz besonderes Anliegen, quer zu denken und übliche Klischees zu hinterfragen. Bei der heutigen Veranstaltung "Querdenken" geht es um eben dieses Hinterfragen. Die Initiatoren haben - wie wir - die Einsicht, nicht nur an der Oberfläche kratzen zu wollen..."

 

Hier wird zugleich eine Botschaft deutlich. Diese kann sich auf ein Ziel oder eine Aufgabe beziehen - und es gilt, dies herauszustellen. Was ist zum Beispiel das Ziel bzw. de Aufgabe des Landesmusikrates Berlin? Schauen wir auf der entsprechenden Web-Seite einfach in die Satzung. Dort steht zum Beispiel:

Der Musikrat will durch den korporativen Zusammenschluss der Verbände und Einrichtungen des Berliner Musiklebens in allen Bereichen auf die öffentliche Meinung, die Erziehung und die Gesetzgebung einwirken, um die Stellung der Musik in der Gesellschaft und ihre Weiterentwicklung zu fördern. Zum Aufgabenbereich des Musikrates gehört insbesondere:

1. die Musikerziehung, die berufliche Musikausübung und das Laienmusizieren zu fördern,
2. Musikverständnis in der Öffentlichkeit zu entwickeln und zu fördern,
3. die Legislative und die Exekutive in Fragen der Musik zu beraten und auf deren kulturpolitische Entscheidungen einzuwirken,
usw.

Nicht allen ist dies alles bewusst. In einem Grußwort lässt sich dies bzw. bestimmte Auszüge bzw. Schwerpunkte bewusst machen und die Sinnhaftigkeit darzustellen. wer unterstützt schon gern ein Projekt ohne Sinn?

 

Bei Grußworten geht es natürlich nicht nur um die Ehrung und Motivierung von Menschen, sondern natürlich auch immer um die Ehrung der Sache und des Anlasses an sich, wobei die PR-Idee, durch das gesprochene oder gedruckte Wort, durch Handlungen oder durch sichtbare Symbole für die eigene Firma, deren Produkt oder Dienstleistung eine günstige öffentliche Meinung zu schaffen, natürlich immer mitschwingt.

 

Sie sollte aber nicht die Oberhand gewinnen, da das Thema sonst verfehlt ist - und sich der Rezipient, um den es hier letztendlich geht, nicht individuell angesprochen fühlt. Dies ist nicht selten der Fall, warum Grußworte oft zu einer reinen Farce verkommen, während andere diese geschickt zum Vorteil nutzen - und eben nicht nur um Leser und Zuhörer zu langweilen.     

 

Einige Grußworte wirken, alle wolle man den Rezipienten lediglich eine Sache schön reden, wobei die Menschen außen vor bleiben oder zumindest im Hintergrund bleiben. Es darf aber nicht vergessen werden, dass es um die Begrüßung der Menschen gibt, die mit der Sache zu tun haben - nicht umgekehrt. Folglich sollte man sich vor Augen führen, was ein "Gruß" ist:

 

Als Gruß bzw. Grüße bezeichnet man Worte und Wortverbindungen sowie Gebärden als Höflichkeits- oder Ehrerbietungsbezeugung zwischen Personen beim Zusammentreffen, beim "Sich-begegnen" oder bei einer Verabschiedung, ebenso Zeichen der Verbundenheit, des Gedenkens und des Respekts.

Eigenschaften von Grüßen sind Freundlichkeit, Höflichkeit und Herzlichkeit sowie Höflichkeit und Ehrerbietung - wie gesagt - stets im Hinblick auf konkrete Menschen bzw. die Zielgruppe, die es zu empfangen und zu ehren gilt. Dies bedarf Empathie und Sozialkompetenz:

Empathie und Sozialkompetenz spielen beim Verfassen von Grußworten eine entscheidende Rolle. Stets stellt sich die Frage: Fühlt sich die betreffende Zielgruppe wirklich angesprochen und zugleich berührt? Sind die Inhalte integer? Oder wirkt der Grußwort-Vortragende eher wie ein abgehobener Fremdkörper? Auch der offizielle Charakter ist zu berücksichtigen. Gerade deshalb wird auf Formeln, Floskeln und Phasen, folglich auf formalisierte oder ritualisierte Gesten oder andere Ausdrucksmittel zum Einleiten bzw. Abschließen eines Kontaktes zurückgegriffen.

 

In der täglichen Praxis wird häufig auf Grußwort-Entwürfe zurückgegriffen, die dann individuell überarbeitet werden. Dies kann schnell zur Phrasen-Drescherei verkommen. Die üblichen Schachtelsätze, bei denen man schnell den Faden verliert und sich das Gähnen nur allzu schwer unterdrücken lässt, zählen ebenfalls dazu, obgleich dies nicht im Sinn der Sache ist. Denn auch wiederkehrende Anlässe können neu, interessant, unterhaltsam, prägnant und spannend sein, nicht nur inhaltlich, sondern spätestens dann, wenn der verfasste und abgestimmte Redetext im gesprochenen Wort gehalten wird.

 

So wie in Sachen PR, so ist auch in Bezug auf Grußworte ein Umdenken angesagt - und damit ein Wechsel vom steifen Fachgesimpel und lieblosen pauschalen Phrasen-Drescherei hin zum Umdenken in Sachen Zielgruppe, zur Berücksichtigung der Reizüberflutung, Innovation, Kreativität und Originalität, Blick über den Tellerrand und Verzicht auf Mittelmaß.

 

Dies bezieht sich natürlich nicht nur auf die Inhalte von Grußworten, sondern natürlich auch auf die Art und Weise des Vortragens. Schließlich liest und hört der Zuhörer nicht nur: Er ist Zuschauer und beobachtet auch: Zum Beispiel, ob der Redner von einer unsichtbaren Last gebeugt oder selbstbewusst aufrecht zum Rednerpult geht, ob er schreitet, schlurft oder tänzelt, ob die Stimme fest ist oder oder unsicher, ob der Redner zu seinen Aussagen steht - oder diese künstlich herableiert, ob die Rede zum Publikum passt. Und da sind wir wieder bei der Empathie bzw. beim Einfühlungsvermögen in Bezug auf die konkrete Zielgruppe bzw. den konkret angesprochenen Personenkreis, an den die Grußworte gerichtet sind.

Beispiele:

(unabhängig von ihrer Qualität und Passgenauigkeit):

Grußwort zur "Cluster-Region Heilbronn-Franken" vom 24.10.2011
von Thomas Philippiak, Präsident der IHK Heilbronn-Franken

www.heilbronn.ihk.de

 

Grußworte zur Festschrift" "Hundert Jahre Kirche Mönchehof" (1907-2007)
Grußwort des Bischofs der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Professor Dr. Martin Hein und Grußwort des Bürgermeisters der Gemeinde Espenau, Michael Wielert

www.ekkw.de

 

Grußwort zur Eröffnung der Artifex Kunstausstellung 2017 in Weissach

von Sabine Kurtz (CDU)
www.sabine-kurtz.de

 

Grußwort an die VHS Ostfildern durch den Oberbürgermeister

www.vhs-ostfildern.de

 

Grußwort an die Kollegen und Mitglieder 2020
des Präsidenten der DOOC Prof. Dr. med. Dieter C. Wirtz

www.dgooc.de

 

Grußwort des Vorsitzenden an die Mitglieder des Deutschen Alpenvereins - Sektion Magdeburg
zur ausgefallenen Jahreshauptversammlung
www.alpenverein-magdeburg.de

 

Grußwort des Bürgermeisters der Gemeinde Gundelfingen

an die Besucher der Gemeinde-Homepage

www.gundelfingen.de

 

Grußwort zur "Rahmenkonzeption im Kinderpflegewesen" des LVR-Landesjugendamt Rheinland

von Prof. Dr. Klaus Wolf von der Universität Siegen, Fachbereich Sozialpädagogik / Öffentliche Erziehung

lvr.de

 

Grußwort an die - die kommunale Webseite besuchenden 
Senorinnen und Senioren der Stadt Fürth
 http://www.senioren-fuerth-proaktiv.de/grusswort/

Download
Grußwort des niedersächsischen Kulturministers an Schulleitungen und Lehrkräfte
anlässlich der "Krise" und des entsprechenden Leitfadens zum Umgang damit
Leitfaden.pdf
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Vorbereitung

Anlass
Es gilt, den Grußwort-Einstieg passend zum Rede-Anlass zu wählen. Daher sollte man sich die Fragen stellen: Was ist der Anlass und welche Werte und Gefühle der Rezipienten sind mit dem Anlass verbunden?

 

Die Struktur für ein Grußwort lässt sich zum Beispiel nach dem Schema "Gegenwart – Vergangenheit – Zukunft" - oder mit der „Gestern-Heute-Morgen-Systematik“ aufbauen.
Zur Vorbereitung kann man auf W-Fragen zurückgreifen:

 

A  Schema Gegenwart – Vergangenheit – Zukunft


1  Gegenwart

Was ist der Anlass des Jubiläums, der Feier, der Einleitung etc.?

Wer ist anwesend (zum Beispiel der Bürgermeister, Vorstände)?

Wo findet die Feierlichkeit statt (zum Beispiel Festsaal, Rathaus)?

Wann wird gefeiert (zum Beispiel 500 Jahre nach Gründung der Stadt)?
Wofür bedanke ich mich? Wem gebührt ggf. besonderer Dank?


2  Vergangenheit

Welche Umstände haben zu diesem Ereignis geführt?

Welche Personen/Situationen haben Einfluss darauf gehabt?

Welche ausgewählten historischen Momente lassen sich anführen?

 

3  Zukunft

Folgen gegenwärtiger Entwicklungen

Ausblick auf zukünftige Planungen

Wünsche für die Zukunft

 

 

B  Gestern-Heute-Morgen-Systematik

 

1  Gestern
Wie hat sich das Geschäft in den vergangenen Monaten entwickelt?
Was hat man gemeinsam erlebt?
Welche Hindernisse oder Erfolge gab es auf dem Weg?

2  Heute
Wie ist die Ist-Situation?
Wie gestaltets sich die aktuelle Ertrags- und Stimmungslage?

 

3  Morgen
Blick in die Zukunft: Was findet in Zukunft statt?
Was wird erwartet?

Antwort auf die Frage „Wo soll die Reise künftig hingehen?“

 

 

Auch sollten Sie sich empathisch auf die etwaigen Einstellungen, Wünsche, Sorgen, Bedenken etc. der Rezipienten einstellen:

Empathie
Was haben die Rezipienten (zur Sache, zum Projekt, zum Erfolg etc.) beigetragen?
Wofür kann man sich gegenüber den Rezipienten dankbar zeigen und seinen Dank? aussprechen? Welche Sorgen, Bedenken und Vorurteile könnten die Rezipienten haben?
Was wird von den Rezipienten erwartet?

 

Botschaften

Grußworte enthalten (politische) Botschaften, an die Zielgruppe gerichtet. 
Welche Botschaften sind das bei Ihnen?

 

 

Weitere Variante (auch als Standard-Leitfaden nutzbar)

zum Beispiel für eine Kundenveranstaltung, ein Betriebsfest, einen Kongress, ein Firmenjubiläum. Innerhalb weniger Minuten gilt es, Gäste willkommen zu heißen, für gute Stimmung zu sorgen, einen Bogen zum Thema zu spannen und weitere Redner, Künstler oder Musiker vorzustellen.

 

Kurze Einleitung

    Einleitungssatz (1-3 Sätze) für "Heute-ist-etwas-anders“-Gefühl (Attention / AIDAS)
    Kurze Anekdote, Einstieg rund um das Veranstaltungsdatum, provokante These 

 

Begrüßung
    mit a) Willkommens-Bekundung, b) Freude-Bekundung, c) Bekundung von (ggf. besonderer)
    Wertschätzung und d) (ggf. besonderem) Dank

 

3. Die eigene Vorstellung

 

4. Begrüßung etwaiger „Special Guests“

 

5. Die Ist-Situation (Heute / Gegenwart) + Empathie 

    Möglichst klar die aktuellen Herausforderungen oder Bedürfnisse der Zielgruppe ansprechen

 

6. Zukunft + Desire (AIDAS)
    Ausblick auf die Veranstaltung / Sache oder kurzer Überblick über die wesentlichen Inhalte
    der Web-Seite, Inhalte eines Vortrages oder Ablauf der Feier. Dabei die Hauptperson noch
    einmal in den Mittelpunkt rücken. Die Rezipienten bzw. Teilnehmer sollen Lust auf mehr
    bekommen und gezeigt bekommen, welchen Mehrwert die Veranstaltung bietet. Beispiel: 

„Heute haben wir für Sie Ideen im Gepäck, mit denen Sie zukünftig noch erfolgreicher mit ihren Mitmenschen kommunizieren werden und im Zusammenspiel mit anderen deutliche Vorteile erlangen"

„Liebe Gäste, ich freue mich sehr auf einen schönen Abend mit Ihnen! Im Anschluss an den offiziellen Teil lade ich Sie schon jetzt auf ein Glas Wein und ein paar Leckereien im Foyer ein"

 

"Soviel darf ich verraten: Es wartet heute noch die eine oder andere Überraschung auf Sie und auch auf unseren Ehrengast Robert. Ich hoffe, lieber Robert, dass Du uns und diesen Abend ebenso in guter Erinnerung behältst und wünsche Dir..."

 

7. Anmoderation von weiteren Inhalten/Themen oder Rednern, Musikern, Künstlern:

    Überleitung zu den „Show Acts“ mit dem Ziel, einen Rahmen zu schaffen, in dem sich alle           wohlfühlen. Ziel ist es auch, Themen oder Protagonisten ins rechte Licht zu rücken. 

 

8.  Botschaften

     zwischen 1 -8 irgendwo platzieren, ggf. wiederholen (Priming)

Tipps

Der passende Einstieg

Der Einstieg von Grußworten ist besonders relevant: Hier entscheiden Sie ob Sie Ihre Rezipienten neugierig machen, zum Weiterlesen / Weiterhören animieren und letztendlich für sich gewinnen. 

 

Oftmals beginnen Grußworte mit einem klassischen Einstieg, das heißt, die Rezipienten (z.B. anwesenden Gäste, hochrangige Vertreter von Kooperationspartnern oder aus der Politik) werden namentlich begrüßt, womöglich noch in ihrer Funktion erläutert. Das ist prinzipiell erst einmal nicht falsch und wird in einigen extrem konservativen Kreisen sogar erwartet, wobei sogar die Etikette zu wahren ist: Denn bei bestimmten gesellschaftlichen Anlässen ist die korrekte, protokollarische Reihenfolge oder die Rangfolge von Anwesenden bzw. Rednern sicher festzulegen und bestimmte Vorrechte bzw. protokollarische Rangordnung zu beachten. Bei einer solchen protokollarischen Rangordnung handelt es sich um eine Auflistung der Stellung von einzelnen Amtsträgern. 

 

Leider ist so etwas wenig überraschend und in den meisten Fällen auch nicht mehr zeitgemäß, weshalb so etwas eher dazu geeignet ist, die Rezipienten bzw. Gäste zu langweilen.

 

Wer hingegen sein Grußwort mit einer knappen Begebenheit einleitet, die inhaltlich zum Anlass passt, gewinnt die Zuhörer durch den Überraschungseffekt. Handelt es sich vielleicht noch um ein historisches Ereignis oder eine witzige Situation, wird die Neugier geweckt.

 

Beim Grußwort sprechen geht es in erster Linie darum, die Zuhörer emotional abzuholen, eine positive Atmosphäre zu erschaffen. Dies können Sie am besten mit kleinen Anekdoten oder Zitaten schaffen. Nach diesem kurzen Einstieg können Sie immer noch die Anwesenden begrüßen.

 

Aber auch hier sollte nicht allzu ausschweifend auf die Personen verwiesen werden. Es reicht völlig, wenn Sie kurz auf die Sponsoren hinweisen. Mit einer kurzen Begrüßung vermeiden Sie außerdem, dass Sie bestimmte Personen erwähnen müssen, weil andere in vergleichbarer Position begrüßt wurden: Gleiches Recht für alle, indem es kurz gehandhabt wird.

 

Die häufigsten Fehler beim Grußwort sprechen

Beim Grußwort sprechen können einige Fehler unterlaufen – wir haben die gängigsten hier aufgeführt:

 

Sie holen zu einer großen Begrüßung mit sämtlichen Floskeln aus, gefolgt von separaten Willkommensgrüßen einzelner Gäste.

Sie lenken die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf Ihre Defizite, etwa, dass Sie unvorbereitet das Grußwort sprechen würden oder wegen einer Erkältung nicht so gut vorbereitet seien.

Sie lenken die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf anderweitige Defizite, etwa, dass dieser Saal nicht die erste Wahl/die Zeit zu knapp bemessen/die geringe Zahl der Zuhörer enttäuschend oder das Thema trocken sei.

 

Wie bereits erwähnt, führt der falsche Einstieg schnell zu Gähnreflexen beim Publikum. Rücken Sie hingegen eigene Defizite oder andere vermeintlich negativen Umstände in den Fokus, vergraulen Sie ebenfalls die Zuhörer. Sie wollen jedoch positive Emotionen erzeugen, daher halten Sie sich lieber an Gemeinsamkeiten und glückliche Themenpunkte.

 

 

AIDAS / A= Attention

 

Sofern Sie hier das immer gleiche Standardprogramm abspulen, müssen Sie bei den Rezipienten mit Gähnreflexen rechnen. Denn es gibt in dieser Richtung kaum etwas Langweiligeres als die meisten immer gleichen Standard-Floskeln und Phrasen wie zum Beispiel: "Herzlich willkommen! Wie schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben und so zahlreich erschienen sind!“ Es gilt jedoch, zum Beginn erst einmal Aufmerksamkeit zu erzeugen 

 

Alternativ zum Standard könnte man - vor der eigentlichen Begrüßung - zum Beispiel mit einer Anekdote beginnen, die zu Ihrem Rede-Anlass passt. Hier sind Kreativität und Empathie gefordert. Ein einfacher Aufhänger könne alternativ zum Beispiel das Veranstaltungsdatum sein. Gab es an diesem Tag historische Ereignisse oder Geburtstage berühmter Persönlichkeiten, die mit dem Anlass irgend etwas gemein haben könnte? Überraschen Sie Ihre Rezipienten! Wichtig ist die Herstellung einer cleveren Verbindung. Die klassische Begrüßung erfolgt dann eben später bzw. sofort im Anschluss an die Überraschung und den Denkanstoß. 

 

Begrüßung & AIDAS / = Interest

Haben Sie Ihre Rezipienten mit einem eher unkonventionellen Start überrascht, kommen Sie jetzt dazu, sie natürlich auch willkommen zu  heißen und zum Ausdruck bringen, dass Sie sich über Ihre Gäste freuen. Ein natürliches „Schön, dass Sie da sind!“ wirkt  übrigens viel sympathischer als sperrige Floskeln im Stile von  „Danke, dass Sie unserer Einladung gefolgt und so zahlreich erschienen sind. Es ist mir eine große Freude …“

Bei der Begrüßung und beim Aufbau von Interesse beachten Sie die Schritte im Sinne des sozial kompetenten Handels: a) Begrüßung mit kurzer eigener Vorstellung und möglichst konkreter Ansprache der Zielgruppe, b) sich freuen, c) etwas Schönes / Positives ansprechen, d) sich bedanken.

 

Die eigene Vorstellung und die Begrüßung von Personen gilt es knapp zu halten

Bezüglich des "I" in der AIDAS-Formel gilt es, einen Spagat hinzubekommen. Auf der einen Seite ist es wichtig, dass sich die Rezipienten individuell angesprochen fühlen, auf der anderen Seite führt eine lange Liste mit Namen eher zu einer unerträglichen Langeweile für alle anderen, für die dies nicht interessant ist. Folglich gilt es, die Begrüßungsrunde so schlank wie möglich zu halten. So kann man zum Beispiel die Sponsoren einer Veranstaltung nennen und sich bei ihnen für die Unterstützung zu bedanken. Sponsoren und Gönner nicht dankend zu erwähnen, wäre ein Frevel.  

 

Begrüßung von „Special Guests“

Gibt es Rezipienten bzw. Anwesende, die Sie in Ihrem Grußwort besonders hervorheben müssen oder wollen? Dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Dabei gilt: So ausführlich wie nötig, so wenig wie möglich. Ebenfalls bietet sich hier die Gelegenheit, sich bei Gönnern und Sponsoren zu bedanken.

 

Es gilt, bei den Rezipienten Interesse zu wecken. Positive Botschaften helfen:

 

Positive Botschaften
Es gilt Botschaften zu verbreiten - und zwar positive. Negativ-Botschaften oder Rechtfertigungen haben hier ebenso wenig zu suchen wie "Nein, nicht, kein usw.", "schade" und "Entschuldigung" oder Stacheldraht-Formulierungen wie "Wie ich Ihnen bereits gesagt habe...".
Ziel des Grußwortes ist es, eine Brücke zum Publikum zu bauen, sympathisch zu wirken und die Rezipienten an sich zu binden, in dem diese unter Beachtung ihrer Motive in eine positive Stimmung versetzen werden. Überlegen Sie sich: Was verbindet SIE mit Ihren Rezipienten bzw. Ihrem Publikum?

 

Konkret werden - auf hohle Phrasen und leere Worthülsen verzichten

Viele Grußworte kratzen an der Oberfläche: Redner bedanken sich für die „tolle Zusammenarbeit“, blicken auf „eine turbulente Zeit“ zurück oder sprechen von „großen Herausforderungen“. Allerdings ohne ihren Zuhörern zu verraten, was sie wirklich damit meinen. Solche Worthülsen sind beliebig austauschbar und für die Rezipienten wenig spannend. Um das Herz der Rezipienten zu gewinnen, gilt es, Bilder in deren Köpfen entstehen zu lassen.

 

Normale Sprechsprache sprechen

Insbesondere  bei offiziellen Anlässen wollen viele Schreiber und Redner besonders eloquent wirken. Dabei passiert es schnell, dass ihre Worte gestelzt rüberkommen. Beispiel:

 

„Es ist mir eine große Freude, heute Frau Meier begrüßen zu dürfen.“

„Die letzten Monate erfüllen mich mit Stolz“.

 

Normale Sprechsprache:

 

„Ich freue mich, dass Frau Meier heute bei uns ist.“

„Was wir in den letzten Monaten geschafft haben, macht mich richtig stolz.“