Wissen zum Thema Storytelling

Wissen Storytelling und Storybuilding einschl. Legendenbildung, Common Myth-Conceptions und Gerüchteküche. Wesen und Einsatzbereiche des Storytellings

Wesen und Einsatzbereiche des Storytellings und Storybuildings einschließlich Legendenbildung, Common Myth-Conceptions, Gerüchteküche

Was ist Storytelling?

Der Begriff "Storytelling" bedeutet auf deutsch ganz einfach "Geschichten erzählen“. Hier wird jedoch nicht einfach nur eine Geschichte erzählt, die der reinen Unterhaltung gilt. Vielmehr ist Storytelling eine regelrechte Methode, die insbesondere im Marketing und Selbstmarketing sowie in der Mitarbeiterführung und in der Psychotherapie angewandt wird. Darüber hinaus gibt es weitere Bereiche (z.B. Bildungs-, Erziehungs- und Schulwesen), in denen Storytelling - mehr oder weniger bewusst - als Methode zum Zwecke unterschiedlicher Zielsetzungen genutzt wird.

 

Storytelling als Methode

Storytelling ist eine Methode, mit der entweder Wissen oder eine Botschaft unterschwellig in Form einer Metapher beim Empfänger implementiert wird, wobei der Empfänger direkt oder indirekt (z.B. über seine Emotionen) in die Geschichte eingebunden wird, wodurch ein persönliches Involvement erreicht wird, das zu einer bestimmten Einstellung (z.B. im Marketing: Anerkennung und Wertschätzung eines Produktes oder einer Marke) und zu einem bestimmten Verhalten (im Marketing: Kaufverhalten z.B. Kaufentscheidung und Markenbindung) führt.

 

Die grundlegende Erkenntnis

Hinter Storytelling steht erst einmal die grundlegende Erkenntnis, dass eine lebendig erzählte Geschichte mit einer bestimmten Erzählstruktur einfach leichter die Aufmerksamkeit und Konzentration von Menschen gewinnt als eine sachlich-nüchterner Vortrag, in dem erklärt und argumentiert wird.

 

Die besondere Erkenntnis

Durch Storytelling wird im Gehirn der Leser und/oder Zuhörer etwas bewegt, wobei insbesondere das Motiv- und Emotionssystem im Gehirn angesprochen wird und ein persönliches Involvement erreicht wird. Die Zuhörer oder Leser versuchen intuitiv, allein über den Handlungsverlauf und die beschriebenen bzw. regelrecht gefühlten Auswirkungen des Handelns den Sinn zu erfassen und die darin enthaltene Weisheit bzw. Botschaft zu verstehen.

 

Hier geht es jedoch weniger um das logische Verstehen - als vielmehr um das Assoziieren sowie das intuitive Verinnerlichen und Internalisieren der Botschaft. Dabei soll die Story stets im Unbewussten weiter wirken.

 

Storybuilding (Storybildung)

Dem Storytelling geht stets ein Storybuilding (Bildung bzw. Konstruktion einer Story) voraus. Eine derartige Storybildung, bei der eine ganz bestimmte zielgruppenspezifische Geschichte (Legende) rund um ein Produkt, eine Marke, eine Person oder ein Ereignis konstruiert wird, ist ein wichtiger Bestandteil der Markenbildung und sogar ein unverzichtbarer Bestandteil der persönlichen Markenbildung (Personal Branding / Human Branding).

 

Sofern die konstruierte Story "den Nerv" der Zielgruppe trifft und eine Identifikation bzw. ein persönliches Involvement erzeugt, führt sie über sich manifestierende Einstellungen und Wahrnehmungen zu verstärktem Engagement in Richtung der vom Marketing angestrebten Handlungen.   

 

Legendenbildung & Gerüchteküche

Eine besondere Form des Storybuildings ist die Legendenbildung, bei der ein logisch-plausibler Hintergrundrahmen (emotionaler Background) für ein Produkt, eine Person oder eine Marke konstruiert wird. Eine derartige Legende trägt auch dazu bei, bestimmte Gerüchte in die Welt zu setzen bzw. in Umlauf zu bringen (sogenannte "Gerüchteküche" oder "Klatsch"). Durch sogenannte Gerüchte kommen bestimmte Informationen in Umlauf, die der Informations- und Meinungsbildung dienen.

 

Was sind Gerüchte? In die Welt gesetzt, wird ein Gerücht initial mit einer bestimmten Tatsachenbehauptung oder einer geäußerten These, die möglichst provokant ist, das Schamgefühl anspricht, zu Entrüstungen führt, Diskussionen anregt usw.

 

Je mehr Aufmerksamkeit erregt wird und je mehr eine Nachricht oder Behauptung die Emotionsebene anspricht, desto höher ist ihr Verbreitungsgrad. Der Wahrheitsgehalt spielt dabei keine Rolle. Eine These kann folglich wahr, halbwahr oder unwahr sein. Entscheidend ist, dass sie Emotionen weckt und auf entsprechenden Nährboden trifft.

 

Auch ein Gerücht "lebt" von einem Spannungsverhältnis. Es erweckt Interesse und erregt die Aufmerksamkeit der Gemüter. Trifft ein solches Gerücht auf bestimmte - bereits vorhandene - Erwartungshaltungen (z.B. Hoffnungen und Ängste), dann findet es einen regelrechten Nährboden für seine Verbreitung. Zugleich dient es der Orientierung und bedient zugleich das soziale Bedürfnis nach Nähe und Übereinkunft. Nähe und Übereinkunft zählen zu den Grundmotiven von Menschen.

 

Wenn jemand ein spannendes, lustiges, erschreckendes oder gar ein vermeintlich geheimes Gerücht weitererzählt oder weiterleitet, wirkt ein weiteres Grundmotiv im Hintergrund mit: Das Streben nach Anerkennung.

 

Durch das Teilen von Storys und Gerüchten (insbesondere von vermeintlichen Geheimnissen) wird eine Art "Gemeinschaftsgefühl der Wissenden" hergestellt. Gefühle wie Schamgefühl, moralische Entrüstung oder Schadenfreude stärken dieses Gemeinschaftsgefühl, wodurch sich die Informationen festigen und quasi zu regelrechten Wahrheiten, Überzeugungen und informellen Normen führen.

 

Das sogenannte "Viralmarketing" trägt seinen Teil dazu bei: Hier geht es nicht nur um erhöhte Aufmerksamkeit, sondern auch um die Weiterleitung oder das Weitererzählen von Informationen, die sich - ähnlich wie ein Virus - verbreiten.

 

Eine besondere Aufmerksamkeit und besonders gute Chance auf Weiterverbreitung hat ein Gerücht, wenn es sich um ein angebliches Geheimnis handelt und der Empfänger gebeten wird, dieses vermeintliche Geheimnis nicht weiterzuerzählen bzw. die mitgeteilten Information niemandem zu verraten.

 

Besonders wirksam ist ein Gerücht, wenn es von Personen mit hoher Popularität und Glaubwürdigkeit in die Welt gesetzt wird. Je einfacher und dramatischer die Information klingt, desto wirkungsvoller ist ein Gerücht, insbesondere dann, wenn die Informationen mit Schuldzuweisungen einhergehen, wobei indirekte Schuldzuweisungen eine stärkere Wirkung haben als direkte Schuldzuweisungen.

 

Gerüchte haben eine sehr starke Eigendynamik, die man allein vom sogenannten "Stille Post" Spiel kennt. Wenn sich Gerüchte festigen, über viele Jahre etablieren und über mehrere Jahrhunderte hinweg immer weiter erzählt werden, haben sie gute Chancen, in die Welt der sogenannten "Mythen und Sagen" aufgenommen zu werden.

 

Einige Gerüchte hingegen manifestieren sich scheinbar in regelrechtem "Wissen", in "Glauben" und in "Überzeugungen". Dabei handelt es sich jedoch in Wirklichkeit nachweislich um Fehlannahmen und um falsche Überzeugungen, die lediglich subjektive Meinungsbilder sind. Davon gibt es sehr viel. Man nennt sie auch "Common Myth-Conceptions" (auch "Common MythConceptions" geschrieben).

 

Der Glaube an sogenannte Menschenkenntnis ist dafür ein ebenso gutes Beispiel wie so manche Verschwörungstheorie, so manche Lebensweisheit und so manches Vorstellungsbild, das sich in den Köpfen der Menschen über die Zeit hinweg zur vermeintlichen Realität gefestigt hat.

 

Woran liegt so etwas? Weil niemand überhaupt auf die Idee kommt, derartige Fehlinformation anzuzweifeln. Tut jemand das doch, dann erntet er Lacher, Hohn, Spott oder Ächtung. Allein die Abrufbarkeit derartigen Fehl-Wissens stellt eine Selbstverständlichkeit dar, die keiner Vergewisserung bedarf. Insofern ist die Legendenbildung ein ganz natürlicher Auswuchs kollektiver Kommunikation. Sie funktioniert. Daher wird sie im Marketing und auch in der Politik erfolgreich und gewinnbringend genutzt.

 

Common Myth-Conceptions

Die bereits o.g. besondere Form des Legenden-und Mythen-Bildung fällt auch unter die Bezeichnung Common Myth-Conceptions (auch "Common MythConceptions" geschrieben). Der Begriff bezeichnet populäre Irrtümer, die im Volksmund auch als "Ammenmärchen" bezeichnet werden und auf Gerüchten basieren (sogenannte o.g. "Gerüchteküche"). Dabei handelt es sich um Fehlinformationen, die überall weitergetragen werden, die sich mittlerweile in den Köpfen von uns Menschen derart stark verankert haben, dass sie das bilden, was wir als "Wissen" und "Bildung" bezeichnen.

 

In Wahrheit handelt es sich um einen Irrglauben bzw. um sogenannte Mythen. Dennoch: Trotz neueren und besseren Wissens wirken derartige Fehlinformationen immer noch in unseren Köpfen weiter. Darunter sind regelrechte (vermeintliche) "Weisheiten", die von Generation zu Generation weitergetragen werden, wodurch sie aber eben nicht weniger falsch sind. Manchmal sind es aber auch gerade die vermeintlich "neuen Erkenntnisse", die Common Myth-Conceptions zu widerlegen versuchen, selbst aber wiederum in Wahrheit Mythen sind.

 

Zwischen Meinung, Wahrheit und Erkenntnis scheiden sich die Gemüter: Oft ist insbesondere das, was als "Erkenntnis" gilt, in Wirklichkeit nicht mehr als eine "Meinung", die später zu einer persönlichen und kollektiven Überzeugung wird, in Wahrheit jedoch ein reiner Mythos ist.

 

Ursächlich für derartige Mythen sind Gerüchte bzw. die sogenannte Gerüchteküche, manipulatives Storytelling als Marketinginstrument - nicht zuletzt die Beeinflussung durch die Massenmedien sowie die hohe Zugänglichkeit und Abrufbarkeit von Informationen.

 

Dazu ein paar Beispiele:

 

-   "Milch ist gesund"

-   "Butter ist ungesund"

-   "Light-Produkte enthalten nur wenig Kalorien"

-   "Wer gute Noten hat ist auch intelligent"

-   "Wer einen entsprechenden beruflichen Abschluss hat, der beherrscht sein Fach"

-   "Fichte und Tanne sind typisch deutsche Bäume."

-   "Bullen geraten in Rage, wenn sie die Farbe Rot sehen"

-   "Kois sind besonders bunte japanische Fische" bzw. "Kois sind alle bunt"

-   "Wikinger trugen Helme mit Hörnern daran"

-   "Eine "Ritterrüstung" wurde - wie aus dem bereits etablierten Namen deutlich hervorgeht - von Rittern getragen"

-   "Burgen, insbesondere Höhenburgen waren romantisch von Wald umgeben"

-   "Bei der Inquisition wurden hauptsächlich Hexen, die eigentlich Kräuterfrauen oder Heilerinnen waren,
     von der Kirche verbrannt"

-   "Die Psychologie beschäftigt sich im Schwerpunkt mit der Seele des Menschen
     und steht in Verbindung mit Irrsinn und Krankheit"

 -   "Einstellungsentscheidungen trifft man am besten anhand von Bewerbungsunterlagen
      und Vorstellungsgesprächen"

 

Zusatzinfos.

Empathy, Neurochemistry, and the Dramatic Arc: Paul Zak at the Future of StoryTelling 2012/Video auf youtube.com

 

Der Vorteil von Storytelling

Im Vergleich zu Sach-Informationen haben lebendig erzählte emotionsgeladene Geschichten mit Identifikations-Charakter den Vorteil,

 

a)  verständlicher zu sein,

b)  stärker im Gedächtnis zu bleiben,

c)  eine Sinnhaftigkeit zu erzeugen,

d)  eine Logik (eigene Logik) aufzubauen,

e)  soziale Rollen (aus dem eigenen (Umfeld) zu erkennen (bzw. wiederzuerkennen) 

f)   darin seine eigene Identität wiederzufinden (oder erstmalig zu finden),

g)  sich in bestimmten Situationen intuitiv an die "Botschaften" zu erinnern,

h)  Gefühle nachzuerleben,

i)   bei Urteils- und Entscheidungsprozessen intuitiv auf die im Gehirn

     verankerten Informationen und Gefühle zurückzugreifen und

j)   selbst so zu handeln wie die Botschaft der Story es vermittelt hat.

 

 

Storytelling: Märchen

Bereits die Gebrüder Grimm und andere Märchenautoren verstanden es vortrefflich, ihre Botschaften (Lehrbotschaften, Moralbotschaften) derart zu verpacken, dass sie einem auch noch nach vielen Jahrzehnten im Gedächtnis haften bleiben. Das geschieht über die jeweils handelnden stereotypen Figuren, durch die Erzählform (mit entsprechendem Spannungsbogen) und das Erzeugen von persönlichem Involvement, bei dem der Leser oder Zuhörer selbst unmittelbar emotional in das Geschehen involviert wird, wodurch die Geschichte selbst weniger wichtig wird als die darin versteckte Botschaft.

 

Storytelling: Identifikation

Um in Bezug auf die Wahrnehmung und Verarbeitung eingehender Reize ein persönliches Involvement zu erreichen, bezieht sich das Grundmuster der Storys in der Regel auf Personen und Umstände mit konkretem Vorstellungs- und Identifikations-Charakter. Stereotype eignen sich besonders gut.

 

Oft stammen die handelnden Personen aus der unmittelbaren Lebenswelt der Leser und/oder Zuhörer, manchmal ist es aber auch einfach nur eine interessante Lebensgeschichte z.B. eine Erfolgs-Story mit Vorbildfunktion und mit Identifikations-Charakter. Wichtig ist, dass die Story fühlbar ist. Sie soll nicht nur oberflächlich wahrgenommen werden, sondern quasi "unter die Haut gehen" und zu einer scheinbar echten eigenen Lebenserfahrung werden.

 

Storytelling als Methode der Problemlösung

Storytelling wird nicht nur zur Unterhaltung und zum Zweck des Lernens bzw. des Wissenserwerbs (Vermittlung von Wissen und Lebenserfahrung, Versteckte Vermittlung von Sachinformationen sowie von Normen und Werten) oder im Rahmen des modernen Marketings genutzt, sondern auch als Methode zur Problemlösung (in der Menschenführung, in der Pädagogik oder in der Psychotherapie) eingesetzt.

 

Durch Storytelling können z.B.:

 

-  eigene Verhaltensmuster bewusst gemacht werden,

-  Denkprozesse eingeleitet werden,

-  Rollenerwartungen definiert werden,

-  Möglichkeiten der Verhaltensänderung aufgezeigt und angeregt werden,

-  die Vorstellungskraft (= Phantasie) angeregt werden,

-  Motivation erzeugt und zum Handeln angeregt werden,

-  Hoffnung geweckt werden und

-  der Sinn des Lebens gefunden werden

-  die eigene Rolle gespiegelt oder entdeckt werden

 

Storytelling als Methode in der Psychotherapie

Der US-amerikanische Psychiater Milton Erickson nutzt z.B. Anekdoten, um mit deren Hilfe psychotherapeutische Inhalte zu vermitteln. Dabei geht es darum, bestimmte Botschaften - am bewussten Denken vorbei - im Unbewussten zu verankern, damit sie dort weiter wirken und weitere Prozesse intuitiv in die gewünschte positive Richtung beeinflussen. Darauf basiert auch die sogenannte "Erickson'sche Hypnotherapie", in der Metaphern und Parabeln eingesetzt werden, um therapeutische Veränderungen zu initiieren.

 

Storytelling als indirekte Methode in der Psychoanalyse und im Personalwesen

Auch in der Psychoanalyse wird Storytelling - wenn auch indirekt - genutzt: Hier ist es jedoch der Klient bzw. Patient, der von sich und seinem Leben erzählt und dabei auch Dinge preisgibt, die bislang unterdrückt und im Verborgenen blieben.

 

Der gleiche Effekt wird - mehr oder weniger bewusst und professionell - von Personalentscheidern in Vorstellungsgesprächen genutzt. Allein die Story, die der Bewerber erzählt, wenn er im Vorstellungsgespräch gebeten wird, etwas über sich zu erzählen spricht Bände über ihn, seine Persönlichkeit, seine Motive, seine Emotionalität, seinen Sachverstand, seine Intelligenz, seine emotionale Intelligenz, seine Sozialkompetenz und seine persönliche Einstellungen zur Arbeit, zur angestrebten Tätigkeit sowie zur konkreten Position und zum Unternehmen.

 

Wer gelernt hat, zuzuhören und hinzuhören und ebenso gelernt hat, was die Story und ihre Inhalte in Bezug auf Charakter und Einstellungen in psycholinguistischer und psychoanalytischer Hinsicht bedeuten, erfährt wesentlich mehr als wenn er einfach nur die verbleibenden Informationen der Sachebene betrachtet.

 

Professionell nachgefragt und abgeglichen, ergibt sich ein in sich schlüssiges Bild, das den offiziellen psychologischen Nachtestungen in der Regel entspricht. Dies funktioniert jedoch nur wenn Wahrnehmungsfehler tunlichst vermieden bzw. reduziert werden. Der Glaube an die eigene Menschenkenntnis muss dabei jedoch ebenso vermieden werden wie die Anhaftung an implizite Persönlichkeitstheorien.

 

Als professionelle Maßnahme der Eignungsdiagnostik nutzt u.a. das sogenannte ib reality view & proof concept u.a. derartige Techniken der Psycholinguistik und Psychoanalyse. Auch bei den bereits vorhandenen Beschäftigten in Unternehmen wird Storytelling in Form von Mitarbeiter-Erzählungen genutzt, z.B. um Auskünfte und Hinweise auf Mängel zu erhalten, die sonst im Verborgenen bleiben.

 

Auch in der professionellen Unternehmens- und Mitarbeiterführung arbeitet man mit Storytelling: Hier geht es darum, bei den Mitarbeitern Ressourcen zu wecken, bestimmte Werte zu vermitteln und eine bestimmte Unternehmenskultur zu vermitteln.

 

Storytelling als Methode im Marketing & Selbstmarketing

Darüber hinaus stellt Storytelling ein wichtiges Instrumentarium im Marketing und Selbstmarketing dar. Dem Storytelling geht im Marketing und Selbstmarketing stets eine Storybildung (Storybuilding) voraus.

 

Eine derartige Storybildung, bei der eine ganz bestimmte zielgruppenspezifische Geschichte (Legende) rund um ein Produkt, eine Marke oder eine Person konstruiert wird, ist ein wichtiger Bestandteil der Markenbildung und sogar ein unverzichtbarer Bestandteil der persönlichen Markenbildung (Personal Branding / Human Branding).

 

Storytelling hilft ganz wesentlich, um entsprechende Marken zu etablieren. Storytelling gibt nicht nur sachlichen Produkten eine emotionsgeladene Hintergrundgeschichte und haucht ihnen Lebendigkeit und Persönlichkeit ein: Storytelling ist auch ein wichtiger Bestandteil der Markenbildung in Bezug auf die Marke ICH.

 

Bei Storytelling im Marketing geht es um die Verankerung von Botschaften, die zu einer bestimmten Einstellungs- und Verhaltensdisposition führen und damit zu bestimmten Wertschätzungen, Kaufentscheidungen und Kaufhandlungen.

 

Ohne Botschaften, die über eine passende Story die Marke mit Leben füllt, wäre die Marke nur halb so viel oder gar nichts wert - allein schon deshalb, weil ihr die Sinnhaftigkeit fehlt und keine Vorstellung darüber im Kopf zu Grunde liegt.

 

Auch geht es darum, dass Marken-Botschaften im Gedächtnis haften bleiben und jederzeit wieder hervorkommen. Botschaften werden daher in passende Geschichten eingehüllt, die den Kern der Aussage immer wieder auf den Punkt bringt.

 

Storytelling: Selbstmarketing-Methode bei Castings /
Die Zielgruppe kennen und verstehen

Storytelling wirkt - vom Wirkungsprinzip her - angesichts bestimmter Konsumentenkreise bereits viel einfacher und unkomplizierter als es von der Strategie her eigentlich ganzheitlich beabsichtigt und tatsächlich möglich ist: Bei einer Casting Show mit Zuschauer-Votings geht es nämlich nicht etwa darum, Kernaussagen langfristig immer wieder aufs Neue ins Gedächtnis zu rufen.

 

Allein eine einzige herzzerreißende Story in Bezug auf echte oder angebliche menschliche Schwächen eines Kandidaten (z.B. in Bezug auf missglückte Liebe, eine aktuelle oder frühere Krankheit, der Tod eines lieben Angehörigen oder Erfahrungen in Bezug auf sozioökonomischen Misserfolg) reichen aus, die Herzen der Fans höher schlagen zu lassen und ihrem Wunsch-Kandidaten über entsprechende Votings tunlichst den Sieg zu ermöglichen - und das unabhängig vom tatsächlichen Talent.

 

Talentiertere Mittbewerber, die zu gut wirken, haben hier angesichts so mancher Zuschauer-Zielgruppe von vorne herein wenig bis keine Chancen. Wer angesichts mancher Zielgruppen zu gut oder zu schön ist, "fliegt raus" oder bekommt (z.B. in der Politik) ein echtes Problem, notfalls eines angehängt.

 

Einen Fehler findet man immer - und selbst der kleinste Fehler wird dann von der Konkurrenz oder der Gegenpartei schnell zu einer Wahnsinns-Story aufgebauscht, die viral ihre vernichtenden Kreise zieht. Bei dem einen werden ein paar fehlende Quellenangaben in der Doktor-Arbeit dann zu einem "vorsätzlichen Betrug", der andere findet sich in einer Schweizer Badewanne wieder.

 

Storytelling lässt Menschen zu Fans (Fanatikern) werden und (aufgrund selektiver Wahrnehmung und völliger Verzerrung der Skalierung) geradewegs "erblinden".

 

Storytelling, bei dem sich die Zielgruppe mit der Marke - und auch mit einer personifizierten Marke - identifiziert und zudem emotional involviert wird (Involvement), führt im Nebeneffekt zu Ablehnern und Neidern, im Haupteffekt aber eben auch zu regelrechten Fans, die sich unglaublich engagieren, wenn es darum geht, IHRE Marke, die zu "den Guten" gehört - und damit (gefühlsmäßig) sich selbst zu fördern - auch, um aufgrund des Polarisierungs-Effektes vermeintlich "böse" Mitkonkurrenten möglichst "blass aussehen" zu lassen.

 

Vor dem "Apple-Shop" stehen dann beispielsweise bereits am Vorabend der Neuerscheinung des neusten iPhones kilometerlange schmachtende Schlangen bzw. "Menschentrauben", um sich ihren sehnlichsten Wunsch zu erfüllen bzw. ihr eigenes Ego zu befriedigen.

 

Das gilt auch für die erhöhte Wertschätzung: Um sich quasi selbst über die "Apple-Story" (im Vergleich zur Story des dümmlich angepassten Massenkonsums) als intelligenterer Individualist im zu spiegeln, sind die Fans nicht nur bereit, Entbehrungen auf sich zu nehmen und ggf. auf bestimmte Tools und Services zu verzichten - sie sind sogar bereit, einen höheren Preis dafür zu bezahlen als ihnen dies irgendein Wettbewerber abverlangen würde.

 

 

Storytelling: Erfolgs-Storys

 

Storytelling-Erfolgs-Story-Beispiel "Apple"

Wo wir gerade bei "Apple" waren: Die Erfolgs-Story von "Apple" kennt jeder, der Apple liebt, kauft und weiterempfiehlt. "Im Reich des iGod" schreibt der Stern und beschreibt die Story so:

"Dies ist die Geschichte einer Verführung. Steve Jobs hat aus einem kleinen Computerbauer die am meisten bewunderte Marke der Welt gemacht. Wie schafft er es, dass sich Millionen Menschen in Telefone und Rechner verlieben? Und wer ist der Mann, den seine Anhänger als "iGod" verehren?"

 

Welche Schuhgröße, der mittlerweile im Alter von 56 Jahren verstorbene Apple-Gründer hatte, wissen wir nicht. Was reicht ist, dass wir ihn kennen und dass er selbst eine personifizierte Marke (siehe Personal Branding / Human Branding) mit einer Story ist, die Apple geradewegs zum Mythos stilisiert - und das selbst nach seinem Ableben, daher der Präsenz. Wichtig ist die Story, die wohl jeder Apple-Fan kennt. 

 

>> Alles begann 1972. Steve Jobs hat die Uni in Portland geschmissen und kehrt frustriert in die kalifornische Kleinstadt...zurück. In der Garage des Hauses seiner Eltern bastelt er mit seinem Freund...allerlei Elektronik, optimiert etwa Videospielmaschinen für Atari. Drei Jahre später bauen und verkaufen die beiden ihren ersten eigenen PC: den Apple I. Er steckt in einem Holzgehäuse, wird...von Hand gelötet und kostet 666,66 Dollar. Die Geburt einer Legende! << (Bild vom 29.01.2015)

 

Dann geht es weiter:

 

>> Die Apple-Vision: ein Computer für alle Menschen. Während IBM den PC als Arbeits-Maschine vermarktet, setzen Jobs und Wozniak auf Benutzerfreundlichkeit: Der Macintosh ist der erste Computer, der bequem per Maus und über eine grafische Oberfläche gesteuert wird.<<

 

Eine tolle Story - der bittere Rest wird da fast gar nicht mehr wahrgenommen. 

 

>> Jobs verlässt 1985 enttäuscht die Firma. Sein Credo „Warum sollte man in die Marine gehen, wenn man auch Pirat sein kann?“ passt nicht in einen Konzern, der von Managern, nicht von Träumern geleitet wird. <<
(Bild vom 29.01.2015)

 

Letztendlich entscheidend ist: Laut Bild vom 29.01.2015 hat Apple...

>>...von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres 18 Milliarden US-Dollar (rund 16 Milliarden Euro) Gewinn gemacht, so viel wie kein Unternehmen jemals zuvor! Zum Vergleich: Deutschlands größte Firma Volkswagen machte im letzten Berichtsquartal 2,8 Milliarden Euro<<

 

Fakt: Mit der richtigen bzw. zielgruppenspezifischen Story hat - richtig platziert - müssen sich Mittbewerber "warm anziehen". Bei Castings und ähnlichem ist es noch gravierender: Dort hat kein Mittbewerber mehr eine vergleichbare Chance, wenn seine Story keine oder weniger zur Zielgruppe passende Emotionen weckt, mit der sich die Zielgruppe identifizieren kann - selbst dann, wenn die Konkurrenz messbar besser und günstiger wäre.

 

Storytelling-Erfolgs-Story-Beispiel "Aldi"

Wo wir gerade bei "günstiger" waren: Wer an günstige Preise denkt und hier sein Motiv wiederfindet, der denkt zuerst an Aldi und eben nicht an die (eventuell noch günstigere) Konkurrenz. Aber auch die schiebt nach: "Erst mal zu Penny!" Eine Story wie die von den angeblich "geizigen" Aldi-Brüdern fehlt jedoch. Daher regieren Sie (u.a. laut Manager-Magazin vom 04.12.2003) "im Reich der Billig-Supermärkte" "als die ungekrönten Discount-Könige".

 

Dahinter steht eine regelrechte Erfolgsgeschichte, welche die Menschen kennen, zumindest jene, sich sich selbst im Hinblick auf Preise "geizig" finden und sich hier selbst unter Gleichgesinnten, ja sogar unter Freunden wiederfinden. Schlangen und Geschiebe an den Kassen gehören dabei ebenso zum bestätigenden Ego-Involvement wie eine bestimmte (zumindest subjektiv wahrnehmbare) Gleichgültigkeit im Hinblick auf Ausstattung und Service.

 

Dahinter steckt jedoch - wie auch anderswo - mit hoher Wahrscheinlichkeit eine konkrete zielgruppenorientierte Strategie. Wenn nicht, dann kommt zumindest jetzt die Erleuchtung darüber, dass die vielleicht unbewusste Strategie aufging.

 

Auch das, was auf den Laien vielleicht nicht gerade "kundenorientiert" wirkt, ist jedoch genau das, was es in Wirklichkeit ist: Kundenorientierung. Dieser Begriff wird oft missverstanden und fehlinterpretiert.

 

Kundenorientierung bedeutet nicht Service und Freundlichkeit, sondern das zu den Motiven der meisten Ziel-Kunden eben Passende bzw. die Kunden in ihrer Vorstellung Bestätigende. Genau das führt wie bei jedem effektiven Marken-Branding natürlich auch zu entsprechenden Ablehnern und ebenfalls zu Neidern.

 

Die Story von Aldi erzählt von der "Ruhrpott-Variante des amerikanischen Traumes", so das Manager-Magazin vom 04.12.2003. In dieser Story gibt es - wie in typischen Märchen - "zwei Brüder", die "in einfachen Verhältnissen" aufwuchsen. Wie im Märchen gibt es einen jüngeren und einen älteren Bruder.

 

Auch hier ist für jeden etwas dabei. Dass der Altersunterschied zwischen den beiden lediglich zwei Jahre beträgt, ist dabei unerheblich. Immerhin gibt es "den Alten" und "den Jungen". Der eine heißt "Karl Albrecht", der andere ganz locker "Theo", was von Theodor abgeleitet ist.

 

Die Story geht weiter wie bei vielen anderen Menschen, die "das Geld eben nicht auf der Straße finden", sondern - wie die Aldi-Kunden auch - eher "hart dafür arbeiten" müssen. Dazu das Manager-Magazin:

 

>> Der Vater, ein ehemaliger Bergmann, verdingt sich als schlecht bezahlter Bäcker in einer Brotfabrik, nachdem er sich "unter Tage" eine Staublunge zugezogen hat. Die Mutter unterhält im Essener Arbeiterviertel Schonebeck einen kleinen Lebensmittelladen.<<

 

Auch hier finden sich viele Aldi Kunden wieder. Dann geht es weiter in Sachen Bodenständigkeit:

 

>> Besuch der Mittelschule, ordentliche Lehre, Krieg und Entbehrung. Dann die Geschäftsidee: "Im Gegensatz zum...gewährten die Brüder den Preisnachlass sofort...Außerdem verkaufte man Butter zu Niedrigstpreisen. Der Legende nach mussten die Angestellten die begehrte Ware jeden Abend in den Keller tragen. Die Brüder Albrecht waren zu geizig, um sich Kühltheken anzuschaffen. <<

 

Was hier erst einmal etwas "gemein" und "geizig" klingt, ist jedoch eine Story, die zu den Motiven der Zielgruppe passt - und dazu eben eine echte und wahre Erfolgs-Story. (Artikel im Manager-Magazin vom 04.12.2003 unter www.manager-magazin.de)

 

 

Storytelling als Mittels der politischen Propaganda

Auch in der Politik und in der politischen Propaganda werden Storytelling und Legendenbildung genutzt. Hier geht es nicht nur z.B. darum, einen Politiker, eine Partei sowie politische Absichten und Entscheidungen in einem guten Licht stehen zu lassen und in den Köpfen der Bürger und Wahlberechtigten zu etablieren, sondern auch darum, politische Absichten mit ggf. negativen Auswirkungen zu verschleiern und/oder zu rechtfertigen. 

 

Ebenso dient Storytelling in der Politik im negativen Sinne der Verächtlichmachung, Diskreditierung, Herabwürdigung, Ausgrenzung und Bekämpfung politischer Gegner z.B.

 

-  indem ganz normale Ereignisse in einen negativen Kontext gesetzt werden,

 

-  indem rund um ein Ereignis oder eine politische Person eine (ggf. frei erfundene / unwahre Story gebildet,
   medial verbreitet und dann ständig wiederholt wird (Priming) bis sich diese dann im Kopf der Rezipienten
   festsetzt und als "wahr" bzw. "real" erachtet wird,

 

-  indem eine politische Person bzw. bei Ereignis (auch mittels Framing) mit einer bereits bekannten (ggf. alten)
   realen Story in Verbindung gebracht wird, obgleich diese alte Story mit der besagten Person oder dem besagten
   Ereignis selbst überhaupt nichts zu tun hat  

 

Die sogenannte "Dolchstoßlegende" ist dafür ein passendes Beispiel. Dabei handelt es sich um eine von der obersten deutschen Heeresleitung in die Welt gesetzte Legende, welche die Schuld an der deutschen Kapitulation  ausschließlich "vaterlandslosen" Zivilisten aus der Heimat zuschrieb, die quasi einen "Dolchstoß von hinten" führten, während das deutsche Heer "im Felde unbesiegt" geblieben sei.

 

Antisemiten verknüpften die Beschreibung "innere" und "äußere Reichsfeinde" dann zusätzlich noch mit dem Begriff des "internationalen Judentums". Die bei den meisten in den Gehirnen verankerte Dolchstoßlegende war mit dafür verantwortlich, dass sich die Nationalsozialisten so erfolgreich etablieren konnten.

 

Als weiteres Beispiel sei die Legendenbildung der Nationalsozialisten von der sogenannten "arischen Rasse" genannt, mit der angeblich überlegene genetische Merkmale und eine bestimmte Kultur einhergeht, die teilweise erfunden, teilweise von Völkern Nordeuropas kopiert wurde.

 

Basis dafür bildet die Theorie von der überlegenen "Herrenrasse", die typisch deutsch sei. In Wirklichkeit basiert diese Legende auf einer veralteten idealisierten Theorie, die durch einen phantastischen Roman gestützt und passend ausgelegt wurde. In Wirklichkeit gehen die Arier auf eine Kultur bzw. einen Völkerstamm im Iran und in Indien zurück. Aber wen hat das damals interessiert?

 

Die Story passte genau dorthin, wo sie den passenden Nährboden fand: Das angekratzte Selbstwertgefühl aufgrund des kollektiven Versagens.

 

Wenn derartige Informationen überall abrufbar sind, kommen die wenigsten Menschen auf die Idee, selbst zu recherchieren - sie hätten zudem wenig Chancen gehabt, anderen ihre Erkenntnis glaubhaft zu vermitteln, geschweige denn, sich gegen die breite Masse, die neue Ideologie und das Regime, das dies alles vehement vertritt, auch nur annähend durchzusetzen.

 

Ein moderneres Beispiel ist die allseits bekannte Story vom - völlig aus dem eigentlichen Kontext gerissenen - sogenannten "Fachkräfte-Mangel" oder die Story von der "Sicherung der deutschen Renten- und Krankenkassen-Systems", die zur Rechtfertigung der systemisch eingeleiteten Massenmigration überall nacherzählt wurde - und trotz vorhandenen Wissens über den exakt gegenteiligen Effekt (Überlastung des Sozialsystems) und das Wissen über den gezielten Import von schwerpunktmäßig ungebildeten Migranten, die in der überwiegenden Zahl eben nicht als "Fachkräfte" tätig sind bzw. sein können) auch heute noch völlig automatisch nach- und weitererzählt wird.

 

Ein weiteres Beispiel für eine moderne Erfolgs-Story ist die systemische politisch-medial vorbereitete und aufbereitete Assoziierung eines Treffens von Interessenten am Thema Massenmigration und Möglichkeiten der Rückführung im Rahmen einer Vortragsveranstaltung, an der unter anderem auch CDU und AfD-Politiker teilnahmen mit der bekannten Wannsee-Konferenz im 3. Reich, die den meisten Menschen als reale Story bekannt ist - und die bei den Rezipienten, die den nachgewiesen falschen Gesamtkontext dann aufgrund der medial geprimten Darstellung glaubten, eine hoch emotionale wie nachhaltige Wirkung zeigte. 

 

Auch die allgemeinen Storys von Parteien haben eine nachhaltige Wirkung. Dies obgleich sich die deren politischen Inhalte längst geändert - und teilweise um bis zu 180 Grad ins Gegenteil verdreht - haben.

 

Gleiches gilt auch für die Erfolgs-Story von der Demokratie. Diese wirkt ebenso nachhaltig nach und lässt die Massen naiv glauben, trotz politisch-medialer Verhältnissen, die seit spätestens 2015 stark an das einstige SED-Regime erinnern, immer noch in der einstigen Demokratie von damals zu leben. 

 

Ähnlich ist dies auch in Bezug auf die Erfolgs-Story vom reichen Deutschland bzw. den reichen Deutschen. Obwohl sich die Zeit bzw. "das Blatt" und die Realität im Vergleich zu damals längst messbar gewendet hat, hält die eingefleischte Wirkung der alten Real-Story heute bei vielen Menschen immer noch glaubhaft an.

 

Vor und bei Ausbruch des 2. Weltkrieges, in der Zeit des "Kalten Krieges" und auch heute wieder in Bezug auf den sogenannten Ukraine-Krieg haben Kriegs- und Aufrüstungs-Befürworter stets Storys und Legenden konstruiert, die ihre Absichten und ihr Handeln rechtfertigen. Auch hier wurden Feindbilder aufgebaut und negativ stilisiert.

 

Beispiele für Legenden- und Storytelling aus der aktuellen Neuzeit sind schier unerschöpflich und gehen mit erfolgreich geprimten Botschaften wie z.B. "Deutschland ist ein Einwanderungsland" oder Legenden zum regelrechten Aufbau pauschalisierter stereotyper Feindbilder und deren pauschaler Ächtung einher.

 

Durch derartige Maßnahmen fällt es den jeweils Regierenden einfacher, Kritik an unangenehmen Entscheidungen in eine bestimmte Richtung zu lenken, politische Gegner zu kriminalisieren und Kritiker "mundtot" zu machen. Früher taten dies Begriffe wie "das internationale Judentum" oder die Story vom "ewigen Juden". Stets hat dies bei der breiten Masse funktioniert und funktioniert auch heute. Schließlich sind Menschen und die Massen politisch-medial ebenso steuerbar wie im Marketing.

 

Wesen und Ziel der politischen Propaganda

Der Begriff "Propaganda" kommt vom Lateinischen "propagare"‚ was so viel bedeutet wie "ausbreiten" und "verbreiten". Es geht allerdings nicht nur um die "Verbreitung" bestimmter Informationen, sondern um den absichtlichen systematischen Versuch, die Wahrnehmung und das Denken der Rezipienten im Sinne des jeweiligen Propaganda-Zieles zu beeinflussen, bestimmte öffentliche Sichtweisen (z.B. eine günstige öffentliche Meinung im Sinne der Propagandisten und eine ungünstige Meinung von Konkurrenten) zu formen, die Urteilsfindung und Entscheidungen zu beeinflussen und Verhalten zu steuern.

 

Propaganda-Arbeit bzw. die gezielt einseitige Darstellung von Informationen - u.a. mit Hilfe von Storytelling - stellt eine gängige Praxis einer jeden Staatsführung sowie von politischen Parteien dar. Politische Propaganda wird eingesetzt, um die Meinung, die Stimmung in der Bevölkerung in eine bestimmte bzw. gewünschte politische Richtung zu lenken und zu diesem Zwecke ein bestimmtes Freund-Feindbild zu vermitteln.

 

Eine ganz wesentliche Strategie der politischen Propaganda ist der Aufbau von Feindbildern. Als Feindbild wird im ein soziales Deutungsmuster gegenüber anderen Menschen, Menschengruppen, Völkern, Staaten oder Ideologien bezeichnet, das auf einer Schwarz-Weiß-Sicht der Welt (Dichotomie, Dualismus) beruht und mit negativen Vorstellungen, Einstellungen und Gefühlen verbunden ist.

 

Typisch für ein Feindbild ist, dass im Anderen bzw. Fremden das Böse gesehen wird und diesem negativen Bild kontrastierend ein positives Selbstbild bzw. Freundbild gegenübergestellt wird. Dazu werden entsprechende Freund-Feind-Storys gebildet und von Politik und Medien erzählt. 

 

Der gezielte Aufbau von Freund-Feindbildern dient z.B. dazu, unangenehme Maßnahmen gegenüber der Bevölkerung oder bestimmten Bevölkerungsgruppen in der öffentlichen Wahrnehmung zu legitimieren und / oder bestimmte Bevölkerungsgruppen zu übervorteilen, bestimmte Zwangsmaßnahmen gegen ein anderes Land zu legitimieren, politische Kritiker und Andersdenkende im eigenen Land mundtot zu machen oder unlautere oder gewaltsame Maßnahmen und Zwangsmaßnahmen als „alternativlos“ erscheinen zu lassen. Dies kann sich z.B. auch auf einen geplanten bzw. bevorstehenden Krieg beziehen.

 

Zur Erreichung der jeweiligen politischen Ziele der Propagandisten wird in der Propaganda im Allgemeinen auf die Mittel der persuasiven Rhetorik zurückgegriffen. Dabei werden ggf. auch unlautere Mittel (schwarze Rhetorik, Sophismen, Manipulation von Nachrichten etc.) angewandt, die der Täuschung und der Übertölpelung des logisch-folgerichtigen Denkens über kommunikative Irreführung dienen.

 

Ein wesentliches Mittel der politischen Propaganda ist die Desinformation in Form der gezielten Verbreitung falscher oder irreführender Informationen, wobei die Motivation der Desinformation in der bewussten Beeinflussung von Meinungen (z.B. der öffentlichen Meinung) zur Erreichung eines bestimmten politischen Zieles liegt.

 

"Desinformation" kann direkt über Lügen zum Zwecke des Selbstschutzes oder des Betrug erfolgen oder indirekt dadurch, dass objektive überprüfbare Fakten unterdrückt, verschwiegen oder verzerrt werden, in einen anderen Kontext gesetzt werden oder eine gezielte Ablenkung von der Wahrheit und den eigentlich relevanten vorliegenden Fakten erfolgt. 

 

Doch zum Zwecke der Manipulation und Täuschung bedarf es nicht zwingend klassischer Lügen; es reicht die geschickte Auswahl und Darbietung von Informationen sowie das Weglassen von Informationen. Bestimmte Informationen können durchaus wahr sein; sie werden aber so präsentiert, dass ein anderes Bild entsteht und sich über Wahrnehmung und Meinungsbildung eine neue "Realität" bzw. "Scheinrealität" manifestiert.

 

Ein relativ modernes Mittel der systemischen Propaganda ist die Gehirnprogrammierung, die sehr subtil über Storys und entsprechendes Priming erfolgt. Die Gehirnprogrammierung mittels Bildern und Sprache dient dazu, Denkmuster auflösen, neue Denkmuster entstehen zu lassen und ein bestimmtes Denken und Verhalten zu aktivieren. Gehirnprogrammierung dient dazu, Menschen von etwas (z.B. bestimmten Entscheidungen) abzuhalten, Menschen zu bestimmten Einstellungen und Entscheidungen zu bewegen, bestimmte Einstellungen hervorrufen (z.B. Zuneigung/Abneigung) und ein bestimmtes erwünschtes Verhalten zu zeigen (z.B. eine bestimmte Partei wählen und / oder eine bestimmte Partei nicht zu wählen).

 

Die Wirkung ist die einer Psychotherapie, noch besser vergleichbar mit einer Hypnose. Während in der Psychiatrie chemische Wirkstoffe eingesetzt werden, um das Gehirn zu einem anderen Denken und Fühlen zu bringen, wird in der Psychotherapie - und auch in der modernen Propaganda - allein die Sprache zur Programmierung bzw. Umprogrammierung von Denk- und Handlungsmustern eingesetzt, um bestimmte Glaubenssätze zu implementieren und bestimmte Einstellungen zu formen und festigen, die zu bestimmten (geplanten) erwünschten Entscheidungen führen.  

 

Die Programmierung wirkt sich dabei nicht etwa nur kurzfristig auf das Denken und Verhalten aus: Vielmehr werden neuronale Prozesse in Gang gesetzt, die sich auch physisch auswirken und bei regelmäßigem Priming neue neuronale Schaltkreise entstehen lassen. In der Psychologie bezeichnet „Priming“ eine Technik, bei der die Einführung von Reizen die Reaktion auf nachfolgende Reize beeinflusst. Priming funktioniert, indem es Assoziationen und Repräsentationen im Gedächtnis aktiviert, bevor ein anderer Reiz eingeführt wird. 


Ein typisches Mittel der politischen Propaganda ist eine bewusst einseitige Berichterstattung. Propagandamedien stellen sich immer ausschließlich auf die von ihnen zum „Freund“ erklärte, angeblich „gute“ Seite des vorgenannten implementierten Freund-Feindbildes - und berichten niemals wertfrei von beiden Seiten.

 

Gemäß der vorgenannten Freund-Feindbild-Strategie gilt die andere Seite als "feindlich"; sie ist die Seite des „Feindes“, mit der man sich gemäß Erklärung der Propagandisten angeblich nicht gemein machen wolle. Dadurch gibt es die in der Propaganda beabsichtigte einseitige Erzählperspektive, die ein wesentliches Wesen der Propaganda darstellt, das nicht hinterfragt werden darf, weshalb bei kritischen Rückfragen eine logisch wirkende Rechtfertigung erfolgt: 

 

Die Erklärung der Propagandisten zur Rechtfertigung der gezielt einseitigen Berichterstattung liegt darin, dass man sich mit der Position und den Argumenten angeblich nicht gemein machen will, was angeblich allein schon dadurch geschehe, dass man die Argumente des Feindes wertfrei wiedergibt.


Neben der einseitigen Berichterstattung achtet die Propaganda stets auf strikte Aufrechterhaltung der jeweils erzählten Storys, die von den Rezipienten tunlichst nicht hinterfragt werden darf. Unter anderem erreicht man dies durch einseitige Wortmeldungen z.B. bei Befragungen oder Interviews. Die Gegenseite kommt nicht oder nicht gleichberechtigt zu Wort. Zudem werden die Aussagen bzw. Wortmeldungen und Handlungen der eigenen angeblich „guten“ und "richtigen" Seite nicht kritisch hinterfragt.

 

Wichtig ist, das tunlichst niemand eine andere Storys erzählt als jene, die von der Propaganda erzählt wird. Sollte dies doch der Fall sein, so gilt es, jenen Personen oder Institutionen, die von der gültigen Story abweichen, die Glaubwürdigkeit zu entziehen, indem man sie verächtlich macht, als "inkompetent" darstellt, sie diskreditiert oder als "böse" oder gefährlich darstellt".

 

Ein weiteres typisches Mittel der politischen Propaganda ist die Moralisierung bzw. die emotionalisierende moralische Wertung und die damit verbundene - auf dem vorgenannten Freund-Feind-Bild basierende - Differenzierung zwischen einer angeblich „guten Sicht“ und einem angeblich "bösen Feind".

 

Den Rezipienten wird mittels Storytelling und Priming (stetiger Wiederholung bestimmter Aussagen / Botschaften) immer wieder aufs Neue suggeriert, dass die eigene Sichtweise bzw. der eigene Standpunkt der Propagandamedien moralisch „gut“ - und die andere Seite angeblich unethisch, verwerflich und „böse“ - sei.

 

Die moralisch wertende Emotionalität der Berichterstattung ist eine ganz besonders perfide Methode der zielgerichteten Propaganda. Dadurch nötigt man die Rezipienten dazu, sich nicht auf der Basis von umfassenden Informationen, sondern überwiegend auf der Grundlage einseitiger Informationen und moralischer Wertungen zu positionieren. Auch bringt man die Rezipienten dadurch dazu, nur einseitige Informationen zu konsumieren und andere Informationen zu meiden, zu verurteilen und als "Gefahr" zu erachten.

 

Wer die moralisierende Meinung der Propagandamedien konsumiert, glaubt und vertritt, steht gemäß der Zielsetzung der Propaganda automatisch auf der "richtigen" Seite, der Seite des vermeintlich „Guten“, "Gerechten" und moralisch Vertretbaren. Wer irgendeine Art von Verständnis für die postulierte Feindseite zeigt, würde sich somit auf die Seite der „Bösen“ schlagen - und wer will schon auf der Seite des "Bösen", des "Schlechten" stehen? Sicherer ist die die andere Seite.

 

Dahinter verbirgt sich die Nutzung der Macht des sozialen Einflusses inklusive der sozialpsychologischen Erkenntnis, dass sich die meisten Menschen in einer Gesellschaft konformistisch verhalten, also dem Herdentrieb folgen und sich an die gesetzten Normen der Gruppe / Gesellschaft anpassen, wobei die Meinung einer Gruppe / Gesellschaft ohne Hinterfragung übernommen wird. 

 

Diese Haltung basiert auf dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Akzeptanz und Integration, aber auch auf Angst vor Verantwortung. Das Verlangen nach Angleichung steht zumeist in einem Zusammenhang mit Assimilation, was wiederum auf einem direkten oder indirekten Konformitätsdruck basiert. Aufgrund Angst vor einer möglichen Ausgrenzung, wirken Menschen dieser tatsächlichen oder lediglich vorgestellten Ausgrenzung entgegen, in dem sie sich entsprechend anpassen, sich konformistisch zeigen und verhalten - egal wie abstrus, bösartig oder gefährlich diese Gruppennormen sind.

 

Das über die moralische Wertung und Emotionalisierung erzeugte Verhalten bedient zugleich einen weiteren bzw. zusätzlichen Nährboden, den Opportunismus. Opportunismus (lateinisch opportunus ‚günstig‘, ‚geeignet‘) bezeichnet die zweckmäßige Anpassung an die jeweilige Lage. Als Opportunist gilt jemand, der sich aus Nützlichkeitserwägungen schnell und bedenkenlos der jeweils gegebenen Lage anpasst, jemand der bei und durch seine Anpassung zweckmäßig handelt, um einen Vorteil daraus zu ziehen oder um Nachteile zu vermeiden.

 

Eine abgeschwächte Form des Opportunismus findet sich im Pragmatismus wieder, wo Einfachheit und entsprechende Ökonomie eine Rolle spielt - so wie dies auch beim Typus des dummen Menschen der Fall ist, um mühselige komplexe Denk-"Anstrengungen" zu vermeiden und sich stattdessen am Kollektiv zu orientieren. 

 

Denn einfacher, bequemer und ökonomischer ist es schließlich, andere für sich denken zu lassen und sich am Schwarm (Schwarmverhalten wie bei Fischen und Vögeln) bzw. an der Herde (Herdenverhalten wie z.B. bei Schafen und anderen Säugetieren) zu orientieren. Die besagten Wesensmerkmale von Menschen in Gruppen bzw. Gesellschaften werden bei der Propaganda genutzt.

 

Die Macht des sozialen Einflusses zeigt sich in allen Lebensbereichen im Jetzt wie auch früher z.B. im Dritten Reich: Wenn damals jemand verbotenerweise anderslautende aufklärende Informationen "Radio London" hörte oder Flugblätter von Aufklärern oder Widerstandskämpfern las, wurde er von den Mitläufern des Mainstreams dem Blockwart gemeldet und bei der Gestapo abgeliefert. In der DDR wurde die Stasi informiert, wenn jemand "Westfunk" empfing oder auch ansonsten die vorgegaukelte Demokratie hinterfragte und die Propaganda kritisierte. 

 

Ein weiteres typisches Mittel der Propaganda ist die gezielte Desinformation. Desinformation erfolgt durch die Behauptung angeblicher "Tatsachen", die nicht sachlich erläutert, abgewogen oder umfassend von verschiedenen unterschiedlichen Seiten beleuchtet werden.

 

Durch das permanente Wiederholen von Behauptungs-Stereotypen, die weder klar bewiesen noch kritisch hinterfragt werden, verstärkt sich der Effekt der Desinformation und setzt sich in den Köpfen der Rezipienten fest. Ein angebliches Zitat von Joseph Goebbels lautet: "Eine Lüge muss nur oft genug wiederholt werden. Dann wird sie geglaubt." 

 

In exzessiven totalitären Systemen werden die Bürger durch Desinformation in die Irre geführt. Zusätzlich führen sich die Rezipienten über den sozialen Einfluss letztendlich selbst in die Irre. Ziel der Irreführung ist die Erreichung einer ganz bestimmten bzw. falschen Wahrnehmung und einer daraus resultierenden gewünschten falschen Urteilsfindung, was man auch als bewusste Irreführung bezeichnen kann, zumindest wenn der Urheber, Verbreiter oder Unterdrücker bestimmter Informationen kennt und weiß, was er tut.

 

Obgleich zumeist betrügerische Absichten als Motiv vorhanden sind, lässt sich kommunikative Irreführung mittels Desinformation nur selten bis gar nicht als Betrug beweisen bzw. ahnden. Zumeist geschieht eine solche Irreführung sehr subtil:

Bereits ein Weglassen von Einzelinformationen oder Zusammenhängen stellt im besagten Kontext eine kommunikative bzw. zumeist politisch motivierte mediale Manipulation zur Irreführung dar. Bereits eine bestimmte Überschrift über einem Artikel kann bzw. soll den Rezipienten in die Irre führen. 

 

Ein weiteres typisches Mittel der Propaganda, das die vorgenannte Desinformation stützen und legitimieren soll, liegt im Weglassen / Verschweigen unliebsamer Informationen. Um das moralisch wertende Freund-Feind-Bild logisch erscheinen zu lassen, zu legitimieren und in der öffentlichen Wahrnehmung durchzusetzen, unternehmen Propagandisten alles, um der propagierten Meinung entgegenstehende Informationen zu vertuschen oder am besten gänzlich zu verschweigen.

 

Schließlich könnten gegenteilige, sachliche Informationen der „Gegenseite“ das - von den Propagandisten erzeugte - eigene Weltbild und das emotional verurteilende „Feindbild“ ins Wanken - oder gar zum Einsturz - bringen. Propaganda bedient sich daher einer mehrheitlich äußerst lückenhaften Informationskette, die beim Rezipienten einen einseitigen und damit völlig realitätsfernen Gesamteindruck des Geschehens erzeugt, der in sich logisch und schlüssig erscheint.

 

Was aber, wenn es einige kritische anderslautende Informationen ggf. doch schaffen sollten, einige Rezipienten zu erreichen. Auch für diesen Fall ist die Propaganda gewappnet. Mehr noch: Die Propaganda arbeitet diesbezüglich sogar präventiv vor, in dem mögliche alternative Informationsquellen diffamiert werden, um dadurch an Seriosität und Glaubwürdigkeit zu verlieren. Auch können die Informationsquellen selbst mittels entsprechender Propaganda als Feindbild stilisiert werden.

 

Ein wesentliches Mittel der Propaganda ist, die Quelle (möglicher) anderslautender Informationen stets als „unseriös“, „gesteuert“ oder als „Propaganda“ der Gegenseite zu diffamieren, ohne dafür belegbare Beweise zu liefern. Dies gilt auch für kritische Berichterstatter außerhalb der Propaganda-Blase.

 

Um deren Glaubwürdigkeit zu mindern, arbeitet die Propaganda mit Unterstellungen durch bestimmte negativ konnotierte Begriffe, wobei ein einziger unbewiesener Vorwurf ausreicht, um den „guten“, gutgläubigen oder opportunistischen Rezipienten davon abzuhalten, sich die Informationen dieses vermeintlich unseriösen "Bösewichts" anzusehen, anzuhören oder zu lesen. Diffamierung ist somit das wirksamste Mittel, um Andersdenkende mundtot zu machen und die Verbreitung von unliebsamen Informationen zu be- oder verhindern.

 

Ein weiteres typisches Mittel der Propaganda ist die Darstellung einer vermeintlichen Meinungs-Mehrheit.
Auch diesbezüglich wird auf die Macht des sozialen Einflusses gesetzt. Ebenfalls genutzt werden die Erkenntnisse der sogenannten Ansteckungstheorie (Contagion theory) von Gustave Le Bon ( "Psychologie der Massen", 1895).

 

Als wichtigstes Propaganda-Instrument dienen Massenmedien, die im Rahmen des sozialen Einflusses als sogenannte Autoritäten wahrgenommen werden. Unter anderem wurde der Einfluss von Autoritäten, der starken Einfluss auf unsere Urteile und unser Verhalten hat, in dem berühmt berüchtigte Milgram Experiment (1963) aufgezeigt. Da gesellschaftlich etablierte und anerkannte Massenmedien als Autorität gelten und wirken, haben sie einen enormen Einfluss auf die Rezipienten - und über das Prinzip der Ansteckung (Ansteckungstheorie / Massenpsychologie) und die Macht des sonstigen sozialen Einflusses auf deren Umfeld. 

 

Dieser Einfluss ist so gewaltig, dass die Massenmedien letztendlich die gesamte Politik in einem Land bestimmen oder zumindest mitbestimmen, weshalb man auch von sogenannten "Leitmedien" spricht. Sie sind es, die letztendlich die Wahrnehmungen der Rezipienten und deren Meinungen, Urteile und Entscheidungen lenken und bestimmen, ggf. auch  zugunsten der vorherrschenden Politik.

 

Ebenfalls ist es vorstellbar und sogar Falt, dass - anders herum - die Medien selbst die Regierung lenken. Treibstoff für das Mitspielen der Politik ist unter anderem das menschliche Streben nach Anerkennung und das sozialpsychologische Konzept von der entsprechenden Anpassung durch die Macht des sozialen Einflusses - insbesondere die Macht von Autoritäten. 

 

Auch bei den Massenmedien erfolgt die Lenkung über die Selektion, Auswahl und Darbietung bestimmter Informationen und das Weglassen bzw. Unterschlagen anderer Informationen. Ebenso relevant ist die mediale Darstellung einer vermeintlichen Meinungs-Mehrheit inklusive der gesellschaftlichen, ethischen und moralischen Zulässigkeit und Unzulässigkeit bestimmter Meinungen zur Festlegung bestimmter Grenzen (Grenzziehung).

 

Es erfolgt die Nutzung bestimmter Formen der Rhetorik und die gezielte Erzeugung bestimmter Wahrnehmungsfehler zur Erreichung bestimmter Bewertungen. Auch erfolgt der Einsatz einer bestimmten Rhetorik zur Verzerrung, Relativierung, Bagatellisierung, Moralisierung und damit zur Formung einer bestimmten Wahrnehmungs-, Gedanken-, Meinungs-, Entscheidung und Verhaltens-Disposition. Ein weiteres Mittel der Massenmedien ist die gezielte Provokation zur Ausdehnung der Grenzen des Machbaren und Zumutbaren.

 

Sofern die Macher der besagten Medien-Sympathien für eine bestimmte politische Denk- und/oder Marschrichtung oder eine bestimmte Ideologie hegen - oder die Medien bzw. Medienhäuser selbst einer bestimmten Denk- und/oder Marschrichtung folgen, politisch unterwandert sind oder gar der Politik bzw. dem Staate zu Diensten sind, entsteht automatisch gewollter oder ungewollter bzw. bewusster oder unbewusster Totalitarismus - quasi eine Diktatur der Medien, was insbesondere dann vorliegt, wenn diese Medien aufgrund der politischen Einstellung der überwiegenden Anzahl der Medienmacher in etwa gleichgeschaltet sind.

 

Eine ähnliche Wirkung liegt vor, wenn die Medien einer Regierung oder Regierungspartei gehören oder wenn die Politik Anteile an den Medien besitzt. Bei derartigen Verflechtungen würden die entsprechenden Medien dann natürlich automatisch im Sinne der jeweils gewünschten politischen Marschrichtung oder gar im Sinne der Regierung berichten und Propaganda betreiben. Ähnlich ist dies auch wenn Politiker in den Aufsichtsgremien der Medien sitzen oder wenn Medientreibende sich aus eigenen Motiven heraus zu einer bestimmten Partei bekennen.

 

Fakt ist: Wer die Leitmedien bzw. die anerkannten oder populären Massenmedien kontrolliert, bestimmt, was wahr und unwahr, was richtig und falsch ist. Wer die Leitmedien kontrolliert, macht die eigentliche Politik - und lenkt die Macht im Staate. Die Politik wird und muss sich dem aufgrund des massiven sozialen Einflusses (Sozialpsychologie) fügen.

 

Die Medien entscheiden folglich darüber, was die Bürger wissen, glauben und denken sollen, allein bereits dadurch, dass (auch ohne eine vollendete Diktatur) stets eine Lenkung der Aufmerksamkeit in die von den jeweiligen Medienvertretern gewünschte politische Richtung erfolgt.

 

Sofern der überwiegende Anteil der Medienmacher eine einheitliche oder ähnliche politische Meinung haben, manifestiert sich diese Meinung automatisch in der Politik, während anderer Wahrnehmungen und Meinungen dann automatisch auf Ablehnung stoßen.

 

Die Aufmerksamkeit und Selektion kann durch Fokussierung noch verstärkt werden. Unbequeme Informationen werden einfach weggelassen, verzerrt oder nur ausschnittsweise oder zu günstigen Zeitpunkten wiedergegeben oder einfach komplett herumgedreht (sogenannte "Umkehr"). Die damit erzielte selektive Wahrnehmung entscheidet letztendlich darüber, was der Rezipient glaubt und denkt -  und wie er sich (z.B. im Hinblick auf Wahlen) entscheidet.

 

Eine gefährliche Partei oder ein gefährliches Parteien-System braucht folglich nur die gewünschte selektive Wahrnehmung erzeugen und erreicht dadurch, dass sie selbst dann gewählt wird. Selektive Wahrnehmung entscheidet ebenso darüber, dass eine mögliche bessere Alternative (z.B. eine Opposition, die ggf. Gutes und die Bekämpfung  des Bösen im Sinn hat) nicht gewählt und sogar bekämpft wird.

 

Der Intellekt der Rezipienten spielt - wenn auch relevant - hier nur eine eher zweitklassige Rolle. Denken basiert auf eingehenden Informationen und deren Verarbeitung. Was wir denken, wird durch die (ggf. im totalitaristischem Sinne ausgesuchten / selektiven) eingehenden Informationen bestimmt - und dann natürlich auch durch den sozialen Einfluss (über Lernen, beobachten und nachahmen, was andere tun, Vorbilder, Autoritäten und vermeintliche Autoritäten, pluralistische Ignoranz / Bystander-Effect etc.) gefestigt.

 

Einer der bekanntesten Vertreter und Macher innenpolitischer Propaganda war der Reichspropagandaleiter, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und Präsident der Reichskulturkammer Paul Joseph Goebbels (1897-1945 in Berlin), einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers.

 

Goebbels war verantwortlich für die Lenkung von Presse, Rundfunk und Film sowie des sonstigen Kulturschaffens. Durch die Verbindung von demagogischer Rhetorik, planvoll choreografierten Massenveranstaltungen und effektiver Nutzung moderner Technik für Propagandazwecke, insbesondere des Einsatzes von Film und Radio, gelang es Joseph Goebbels, weite Teile des deutschen Volkes für den Nationalsozialismus zu indoktrinieren, Juden und Kommunisten zu diffamieren und sein Volk bis in den Untergang des Deutschen Reiches hinein für Kriegszwecke zu mobilisieren, obgleich die Lage hoffnungslos - und der Krieg quasi längst verloren - war.

 

Während des Zweiten Weltkriegs war Goebbels selbst für das Storytelling z.B. - über die Wochenschau - verantwortlich, die ein zentrales Medium der Inlandspropaganda darstellte. Er veröffentlichte zudem zahlreiche Leitartikel in führenden Zeitungen, die auch im Rundfunk verlesen wurden. Seine berüchtigte Sportpalastrede vom Februar 1943, in der er die deutsche Bevölkerung zum „totalen Krieg“ aufrief, steht beispielhaft für die Manipulation der Menschen.

 

 

Storytelling via Film und im Film selbst 

 

Storytelling als Methode des Propagandafilms

Storytelling basiert auf Geschichten, die erzählt oder über die Medien transportiert werden. Zur Zeit des Nationalsozialismus war es u.a. die Geschichte vom "Jud Süß", die z.B. den Antisemitismus als Botschaft hatte. Der nationalsozialistische Propagandafilm von Veit Harlan aus dem Jahr 1940 wurde dafür eigens von der nationalsozialistischen Regierung in Auftrag gegeben. Die Hauptfigur des Films ist an die historische Figur des Joseph Süß Oppenheimer (1698 – 1738) angelehnt.

 

Dass der echte Joseph Süß Oppenheimer den überlieferten Quellen nach lediglich ein "Sündenbock" war, der für "die Verfehlungen des Herzogs" büßen musste, wird dabei einfach weggelassen. Das Weglassen, Hinzufügen und umdeuten bereits vorhandener Figuren und Geschichten zählt ebenso zum Storytelling wie die Konzeptionierung neuer Storys.

 

Ein weiterer nationalsozialistischer Film von Veit Harlan, der der Platzierung von Botschaften des Storytellings diente (hier zur Etablierung der Durchhalteparole) war der Film Kolberg (1943 - 1944), der kurz vor Zusammenbruch des Dritten Reiches am 30. Januar 1945, dem 12. Jahrestag der nationalsozialistischen Machtergreifung uraufgeführt wurde. Die unterschiedlichen Botschaften der Story des Propagandafilms sollten dazu dienen, in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges den Durchhaltewillen der Deutschen zu stärken.

 

Im besagten Propagandafilm ging es darum, dass Napoleons Truppen nach ihrem erfolgreichen Feldzug in Deutschland die Festung Kolberg besetzen und der Ortskommandant kapitulieren will. Der couragierte Bürgerrepräsentant Nettelbeck gibt jedoch nicht auf, organisiert Bürgerwehren und versucht, die gesamte Bevölkerung zum Kampf zu mobilisieren.

 

Neben Nettelbeck repräsentieren auch andere Figuren die passenden Botschaften (z.B. die Botschaft, sich für sein Land geradewegs aufzuopfern bzw. eigene Opfer zu bringen, auf Liebgewordenes zu verzichten). So brennt der aufopferungsvolle Bauer Werner aus strategischen Gründen seinen eigenen Hof nieder. Seine Tochter Maria verliebt sich in den heldenhaften Rittmeister Schill, muss aber auf ihn verzichten, da er neue wichtige Aufgaben für sein Land hat, die nun für alle Beteiligten klar vorgehen.

 

Als neuer besserer "vernünftiger" und "ehrbarer" Stadtkommandant wird der junge Major Gneisenau ernannt, der die Bevölkerung zum heldenhaften Kampf anfeuert. Selbst als die Franzosen die Festung mit schwerer Artillerie beschießen, gibt die Bevölkerung nicht auf und geht zuletzt aus dem End-Kampf schließlich als Sieger hervor, auch weil die französischen Generäle untereinander in einen Streit geraten.

 

NS-Propagandaminister Goebbels ordnete in einem Schreiben an Veit Harlan (vom 1. Juni 1943 den Film mit folgender Botschaft an: „...Aufgabe dieses Films soll es sein, am Beispiel der Stadt, die dem Film den Titel gibt, zu zeigen, daß ein in Heimat und Front geeintes Volk jeden Gegner überwindet. Ich ermächtige Sie, alle Dienststellen von Wehrmacht, Staat und Partei, soweit erforderlich, um ihre Hilfe und Unterstützung zu bitten und sich dabei darauf zu berufen, daß der hiermit von mir angeordnete Film im Dienste unserer geistigen Kriegführung steht.“

 

Mit einer Investition von 8,8 Millionen Reichsmark (Produktionskosten) wurde der Farbfilm zum teuersten Film dieser Zeit. Nach seiner Fertigstellung ließ Goebbels den Film erheblich kürzen, weil er angesichts der verheerenden Bombenangriffe auf deutsche Städte die aufwändigen Szenen, in denen Kolberger Bürger von der übermächtigen Artillerie Napoleons dahingemetzelt werden, dem deutschen Zuschauer nicht zumuten wollte.

 

Storytelling mittels Film & Werbefilm

Storytelling erfolgt auch in Filmen, die von heutigen staatlichen Sendern in Auftrag gegeben oder gefördet werden. Dabei beziehen sich die Botschaften stets auf das, was als entsprechend der gängigen gesellschaftspolitischen Moral- und Wertevorstellung vermittelt werden soll. Bei ehemaligen DDR Filmen wird diese Moral- und Wertevermittlung -angesichts des Blickwinkels von außen - besonders deutlich.

 

Dies fällt angesichts der anderen zeitlichen Perspektive auch bei heutiger Betrachtung älterer deutscher Spielfilme und - wegen des anderen kulturellen Blickwinkels - auch beim Betrachten ausländischer Filmproduktionen auf, insbesondere bei älteren asiatischen Filmen, bei neuzeitlichen indischen Bollywood-Produktionen oder bei älteren US-amerikanischen Spielfilmen. Vor allem findet man Storytelling in Form von Short Stories in kommerziellen Werbe-Filmen, in denen mehr oder weniger subtil entsprechende Marken-Botschaften und -Wertigkeiten vermittelt werden.

 

 

Transmedia Storytelling

 

Was ist Transmedia Storytelling?

Geprägt wurde der Begriff u.a. durch den Medienwissenschaftler Henry Jenkins (Professor an der University of Southern California), der in einem Blogeintrag aus dem Jahr 2007 Transmedia Storytelling als einen Prozess definierte, bei dem einzelne Bestandteile einer Geschichte - über mehrere Medienkanäle verteilt - erzählt werden, um ein koordiniertes Unterhaltungserlebnis zu erschaffen.

 

Im Prinzip geht es beim Transmedia Storytelling darum, den handelnden Figuren (eines Romans, eines Films oder eines Rollenspiels) ein "echtes Leben" einzuhauchen, in dem man die Entstehung, das Umfeld, die handelnden Charakteren und ihr Umfeld durch eine logisch erscheinende phantastische Hintergrundgeschichte in sich schlüssig darstellt und erklärbar macht.

 

Bereits die Bibel und der Koran erzeugen eine in sich schlüssig erscheinende Geschichte mit entsprechenden Erklärungen im Hinblick auf einen logischen Zusammenhang. Damit erhalten die vermittelten Botschaften einen wesentlich glaubhafteren Charakter mit höherer Eindringlichkeit.

 

Transmedia Storytelling am Beispiel Tolkien

Der Schriftsteller JRR Tolkien ist für Transmedia Storytelling das wohl bekannteste Beispiel "JRR Tolkien's Lord of the Rings series is one of the most enduring works of literature, a linguistic masterwork that helped spawned the high fantasy genre."

 

Der britischer Schriftsteller und Philologe John Ronald Reuel Tolkien (03.01.1892 - 02.09.1973), ehemaliger Professor für englische Sprache an der Universität Oxford, hatte bereits in seiner Jugend an einer eigenen Mythologie gearbeitet, die ein eigenes phantastisches Weltbild detailliert umschreibt und damit für den Leser "logisch" erklärbar und nachvollziehbar macht.

 

Für seine neu erfundene Welt bildete er einen nahezu perfekt schlüssigen Background, für den er sogar funktionstüchtige Sprachen und – ähnlich dem Alten Testament - eine Entstehungsgeschichte konstruierte, die zu Teilen sogar auf bereits bestehenden Mythologien basiert bzw. Fragmente bereits bekannter bzw. etablierter nordischer Legenden, Sagen und Mythen (inklusive einiger Namen der dort handelnden etablierten Figuren) übernimmt.

 

Eine solche Story in der Story sowie eine logisch plausible Legende ermöglicht es dem Zuschauer, die gezeigte Welt ebenfalls realer und glaubwürdiger empfinden zu lassen. Dadurch wird jeder Roman oder Film eindringlicher. Man ist tiefer drin und emotional stärker involviert.

 

Die Story in der Story

Es sind nicht nur bestimmte Filme oder Romane selbst, die Storytelling – mehr oder weniger methodisch bzw. manipulativ betreiben – Storytelling ist ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil von so mancher Roman- und Filmstory.

 

Beispiel "Logan’s Run"

Der US-amerikanischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1976 unter der Regie von Michael Anderson basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage von William F. Nolan und George Clayton Johnson. In Deutschland ist der Film unter dem Titel „Flucht ins 23. Jahrhundert“ bekannt.

 

Hier geht es um Menschen einer futuristischen Wohlstandsgesellschaft, denen mittels einer Legende eine heile Welt der jugendlichen Frische ohne Kummer und Sorgen (z.B. durch Vergänglichkeit, Alter und Krankheit) vorgegaukelt wird. Die Welt, in der alle Menschen nur bis zum 27. Lebensjahr existieren dürfen, wird von einem strengen Kontrollsystem überwacht, das von einem vermeintlich allwissendem Großcomputer gesteuert wird.

 

Den Menschen, die unter einer Art Kuppel von der Außenwelt abgekapselt leben, wird mittels einer Story erzählt, dass auf der Außenseite ihrer Welt nichts (mehr) existiere. Ebenso wird für sie die Illusion erzeugt und aufrechterhalten, dass ihr Tod lediglich eine "Erneuerung" darstelle und diese "Erneuerung" zu den glücklichsten und damit  erstrebenswertesten Zielen gehöre.

 

Natürlich ist es verboten, das System zu hinterfragen. Das tut aber auch fast niemand, schließlich ist die Legende für die Menschen schlüssig. Für sie ist es IHRE reale Welt und eben kleine Illusion. 

 

Logan 5, ein sogenannter „Sandmann“, der dafür zuständig ist, anders denkende und das System hinterfragende Menschen, sogenannte "Läufer", die sich der "Erneuerung" entziehen wollen, zu eliminieren.

 

Über eine Einschleusung in eine geheime Untergrundgruppe der Läufer, eine Flucht in den Untergrund der Stadt durch ein Labyrinth verfallener historischer Anlagen und eine Eishöhle oberhalb der Stadt (wo Logan und seine Gefährtin auf einen Roboter treffen, von dem sie erfahren, dass alle bisherigen Flüchtigen gemäß seiner uralten Programmierung eingefroren wurden), gelangen sie auf die Oberfläche und werfen nun einen Blick hinter der Fassade ihrer Illusion.

 

Hier finden sie (am Beispiel der von Pflanzen überwucherten Ruinen von Washington, D.C.) eine existierende Welt und einen alten Mann vor. Insbesondere durch die Existenz des alten Mannes (gespielt von Peter Ustinov) wird ihnen bewusst, dass die Altersgrenze ihrer Gesellschaft in Wahrheit willkürlich geschaffen worden ist (sie dient dem Zweck der regulierten Populationsbegrenzung innerhalb der künstlichen Stadt).

 

Ebenfalls erkennen sie, dass es sich bei der Welt, in der sie leben, um ein künstlich geschaffenes illusionäres totalitäres System handelt, dass es in Wahrheit keine automatische Lebensbegrenzung gibt. Ebenfalls wird ihnen bewusst, dass die künstliche Begrenzung in Wirklichkeit keinen Sinn ergibt, da ein Leben außerhalb der Kuppelstadt jederzeit möglich wäre.

 

Was wird passieren, wenn Logan und seine Gefährtin nun in Ihre Welt zurückkehren und anderen von ihrer Entdeckung und Erkenntnis berichten? Werden die anderen ihnen glauben, dass es sich bei ihrer Welt in Wahrheit eigentlich um einen Irrsinn handelt, dem sie naiv nacheifern? Finden Sie es heraus und schauen Sie sich den Film einfach an!

 

Beispiel "The Island"

Eine ähnliche Story in der Story hat der neuere US-amerikanischer Kinofilm "The Island" bzw. "Die Insel" aus dem Jahr 2005, der auf dem Roman "Spares" ("Geklont") von Michael Marshall Smith basiert. Auch hier leben die Hauptfiguren in einer künstlichen illusionären Welt mit einem eigenen System und einer eigenständigen Ideologie.

 

Sie führen ein ordentliches, aber monotones Leben in einer sterilen Welt, wobei sämtliche Handlungen reglementiert und überwacht werden. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung sowie der eigentlichen Funktion dieser Scheinwelt, die in Wirklichkeit nichts anderes ist als eine Zentrum für die Bestellung und Bereitstellung von Klone, wird den Personen, die eigentlich Klone anderer lebender Menschen außerhalb ihres abschirmten Großkonzerns sind, folgende Background-Story eingeimpft: 

 

Demnach gab es angeblich eine globale Epidemie, bei der alles Äußere lebensbedrohlich kontaminiert wurde. Die Welt bzw. Stadt, in der sie jetzt leben, dient dem Schutz vor der kontaminierten Außenwelt.

 

Um den Glauben der Klone aufrechtzuerhalten, ihnen ein Lebensziel und Lebensmotiv zu geben und sie zum Zweck der Organ-Entnahme (und damit Tötung) ruhig und steuerbar zu machen, wird ihnen ihnen nicht nur die Legende von der verseuchten Erde vorgegaukelt, auf der es nur noch eine einzige erhaltene natürliche, unverseuchte Umgebung gibt ("Die Insel"), sondern diese natürliche, unverseuchte Umgebung auch als Zukunftsperspektive und Belohnung in Aussicht gestellt.

 

Um auf die sogenannte „Insel“ zu gelangen, haben die Bewohner die scheinbare Möglichkeit, an einer Lotterie teilzunehmen und hier als Gewinner hervorzugehen. Die Hoffnung, selbst irgendwann die Reise auf die Insel zu gewinnen, wird zu ihrem Lebensinhalt. In Wirklichkeit geht es bei der Lotterie-Auswahlentscheidung aber nicht um einen vermeintlichen Gewinn und die tatsächliche Reise auf "die Insel", sondern um den Antritt einer OP zur Organ-Entnahme für ihren Empfänger.

 

Die Story in der Story ermöglicht den Klonen den Glauben an die die Illusion. In Wirklichkeit ist die Erde weder verseucht, noch existiert eine "Insel". Die Welt, in der sie leben ist eine Ersatzteillager-Anlage, die zu einem Großkonzern gehört, der auf Bestellung Klone von Menschen züchtet und für Organtransplantationen bereitstellt.

 

Zur Rechtfertigung des Konzerns ist dieser offiziell auf dem Gebiet der Organforschung tätig. Zu diesem Zweck erhält er von der Regierung finanzielle Unterstützung.

 

 

Denkanstoß zum Storytelling 

Transformieren wir die beschriebenen Storys der jeweiligen Storys doch einfach einmal auf unser eigenes Dasein. Gibt es vielleicht Parallelen? Welche Storys werden uns selbst überall verkauft? Wieviel davon ist Legende - wieviel ist real? Leben wir selbst mittlerweile etwa auch in einer regelrechten Illusion?

 

Werden Illusionen aus ideologischen Gründen und/oder zu Marketingzwecken auch für uns künstlich aufgebaut? Was ist mit denen, die derartige Manipulationen erkennen und hinterfragen? Wird man Ihnen glauben?

 

Mehr dazu erfahren Sie , wenn Sie sich mit folgenden Wissens-Themen beschäftigen:

 

- Die Eigene Überzeugung

- Der Glaube

- Wahrnehmungsfehler

- Trugwahrnehmungen

- Überlegenheitsillusion / Überlegenheitsfehler

- Kontrollillusion

- Wahn

- Realitätsverlust

- Realitätsleugnung

- Einsicht & Einsichtsfähigkeit

- Neuroselling

- Manipulation und Persuasion

- Täuschung und Selbsttäuschung

- Fehler aufgrund falscher Grundannahmen

- Heile Welt Naivitätsfehler

- Sozialer Einfluss / Soziale Einflussnahme

- Pluralistische Ignoranz

- Vernunft & Verstand

- Naivität

- Dummie Effekt

usw.

Rhetorik, Wissen Rhetorik, Was ist Rhetorik?, Rhetoriker werden, Rhetorik Wissen, Wissen zum Thema Rhetorik, Fachwissen zum Thema Rhetorik, Rhetorische Kniffe, Rhetorisch geschickt kontern, Schattenseiten der Rhetorik, Geschichte der Rhetorik, Rhetorik als Wissenschaft, Kunstform und Handwerk, Sinn und Zweck der Rhetorik, Rhetorik Kurse, Rhetorisch gut gelungene Reden, Rhetorik als Persönlichkeitsentwicklung