Wissen "Status Kommunikation"

Statuskämpfe und Status-Kommunikation

Einführung

Verhalten basierend auf Status-Denken
Es gibt Menschen, die jedes Gespräch an sich reißen und sich über allem erhaben fühlen und jene, die ständig unterbrochen werden. Es gibt Menschen, die sich immer durchsetzen und jene, die zumeist die Verlierer-Rolle einnehmen. Ursächlich sind Auftreten, Verhalten und entsprechende Kommunikation. Dahinter stecken jedoch Denkmuster, Gefühle und kommunikative Haltungen, die auf Status-Denken basieren.

 

Was ist Status, Status-Denken und Status-Verhalten?

Status bezeichnet im sozialen Kontext eine Stellung innerhalb der Gesellschaft bzw. einer Gruppe (Sozialer Status).

Status-Denken hat seinen Ursprung in der Tatsache, dass Menschen nicht alleine für sich (als Individuum) leben, sondern vielmehr als soziale Wesen, die stets, ständig und überall in soziale Zusammenhänge eingebunden sind und dort entsprechende Rollen einnehmen.

 

Status bezieht sich nicht nur auf den Rang bzw. den zugeschriebenen bzw. unterstellten Stellenwert eines Individuums oder einer Gruppe innerhalb der Gesellschaft, sondern auch auf das eigene Denken, das sich auf die Annahme eines zugeschriebenen Status bezieht oder eben individuell eigenständig ist. Da der Mensch ein soziales Wesen ist, das zudem bestrebt ist, sich möglichst gruppenkonform zu Verhalten, ist dieses Denken in der Regel mit der jeweiligen Status-Zuschreibung verknüpft und führt daher zu entsprechendem Verhalten.

 

Wir empfinden Status aus unserer Persönlichkeit und unserem anerzogenen bzw. sozial gelernten Denken heraus - oder lesen Status mit Hilfe sogenannter Menschenkenntnis aus dem Verhalten anderer heraus. Zu diesem Verhalten gehört alles was wir tun und kommunizieren, ob verbal, paraverbal oder nonverbal (z.B. Mimik, Gestik, Kleidung und andere Signale der Persönlichkeit. Stets setzen wir - mehr oder weniger bewusst - bestimmte Signale unserer Persönlichkeit und gleichzeitig Status-Signale und interpretieren diese mehr oder weniger zutreffend.   

 

Status und Image stehen in einem deutlichen Zusammenhang. Status basiert auf Image, also auch auf der reinen imaginären Vorstellung bzw. der naiven Unterstellung von Status. Status und Image können auch als Strategie gemeinsam auftreten z. B. durch von außen kontrollierte Status-Erhöhung oder Understatement als besonders wirksame Form der Image-Strategie.

 

Status wird nicht nur unterstellt und angenommen - Status wird über Status-Symbole bzw. Signale der Persönlichkeit wahrgenommen und mit Hilfe von Menschenkenntnis interpretiert. Unablässig lesen wir aus dem Auftreten und Verhalten anderer deren Status heraus und reagieren darauf mit unserer Persönlichkeit und Geisteshaltung. Letztendlich manifestiert sich Status folglich nicht nur in Unterstellungen und Menschenbildannahmen, sondern auch in Verhalten, das wiederum auf Denken bzw. einer inneren Geisteshaltung basiert. 

 

Status-Kommunikation

Wer denkt, dass er mit Status und ebenso mit Status-Kämpfen selbst nichts zu tun hat, der hat weit gefehlt bzw. der merkt es lediglich nicht. Status-Kommunikation bezieht sich auf alle Lebensbereiche. Unentwegt teilen wir anderen - bewusst oder unbewusst - unseren Status mit - und andere tun das auch.

 

Wir tun das durch unser gesamtes Auftreten, angefangen von unserer Kleidung, über das, was wir sagen und wie wir etwas sagen bis hin zu unserer Körpersprache. Hinzu kommt die gesamte Peripherie, mit der wir uns umgeben und Status-Symbolen, mit denen wir uns schmücken. Immer und überall setzen wir Signale unserer Persönlichkeit sowie Status-Signale.

 

Status-Kommunikation bezieht sich auf das Denken und kommunikative Verhalten in unterschiedlichsten Kommunikationssituationen in der sozialen Interaktion. Status-Kommunikation bezieht sich den jeweiligen Status, den wir als soziales Wesen bei unserer Kommunikation inne haben und bewusst oder unbewusst zum Ausdruck bringen.

Status wird uns zugewiesen, zugeschrieben oder unterstellt. Wir nehmen ihn an (innere Geisteshaltung, Denken) und verhalten uns entsprechend, zumeist völlig unbewusst. Stets hängt der Erfolg unserer Kommunikation von unserem Status ab bzw. von unserem Status-Gefühl und unserem Status-Gebaren. 

Status-Kommunikation basiert darauf, dass nicht nur das Tier, sondern auch der Mensch ein soziales Wesen ist. Wie erfolgreich wir handeln, bestimmt unser Status, den wir bereits mit unserer Denkhaltung einnehmen. Status bestimmt, wie wir kommunizieren. Status beeinflusst Respekt, Durchsetzung und Sympathien.

Zumeist ist uns unser Status-Denken überhaupt nicht bewusst. Dadurch verlieren wir in Kommunikations-Situationen entweder an Respekt oder an Durchsetzung oder an Sympathie.

Status-Kommunikation steht in einem engen Zusammenhang mit Sozialer bzw. emotionaler Intelligenz, Sozialkompetenz, Selbst- und Fremdbild, Persönlichkeit sowie mit Wahrnehmung, Denken und Gefühlen und ist zugleich ein probates Mittel der Charisma-Bildung, der sympathischen Durchsetzung sowie der persuasiven Kommunikation.

 

Understatement als Strategie der Status-Kommunikation

Eine bekannte Strategie der Status-Kommunikation ist "Understatement". Unterstatement bezeichnet das Denken und Verhalten, den eigenen Status zu hinterfragen und/oder zu verbergen und/oder herabzusetzen.

 

Ursächlich kann eine Lebensphilosophie sein, eine kluge und gesunde Persönlichkeit mit hohem Selbstwert und echtem Selbstbewusstsein - oder aber eine intelligente Image-Strategie (,die z. B. hohe Sympathie-Punkte der eigenen Person gegenüber beabsichtigt) oder Strategie in der Kommunikation.

 

Schließlich beeinflusst ein niederes Status-Verhalten bei hohen gesellschaftlichen Status-Werten die Sympathie-Werte positiv, verringert negative Stimmungen aufgrund von Neid/Missgunst und ist zugleich ein Faktor für das, was man als Charisma bezeichnet. 

 

Charismatische Menschen besitzen u. a. ein hohes Einfühlungsvermögen und sind in der Lage, mit Menschen unterschiedlichster Status-Ebenen glaubwürdig zu kommunizieren, nicht etwa aufgesetzt, sondern eben authentisch, was von ihrer inneren Geisteshaltung (Status-Distanz / Rollen-Distanz) herrührt.

 

Understatement ist in so fern eine innere Haltung, die auf hoher Intelligenz, ausgeprägter Sozialkompetenz und einem gesunden Selbstwertgefühl basiert. Sie kann sich zugleich in einer bestimmten Art der persönlichen Lebensführung zeigen z. B. indem auf bestimmte Statussymbole oder kommunikative Status-Haltungen und Status-Gebaren bewusst verzichtet wird, obwohl diese von anderen (gesellschaftlich) generell erwartet wird. 

 

Mit Understatement als innere Grundhaltung dokumentiert das Individuum, dass es sich selbst nicht so wichtig nimmt wie andere es tun oder aber, dass man lieber unter- als überschätzt werden möchte. Als Stilmittel der Rhetorik bzw. Mittel der Manipulation kann Understatement jedoch auch eine geplante äußere Haltung darstellen, die durch bewusst zielgerichtete Untertreibung oder Abschwächung erfolgt, die wiederum ein Ziel verfolgt und daher bzw. eine ganz bestimmte Wirkung beabsichtigt.

 

Understatement ist ebenfalls eine Art Humor, der vor allem bei den Briten sehr beliebt ist. Aber auch bei charismatischen "Status-Spielern" zeigt Understatement eine grandiose Wirkung z. B. durch bewusste eigene Status-Reduktion und Status-Erhöhung des Kommunikationspartners. Understatement erzeugt Sympathien. Understatement möchte sich nicht zwingend darstellen und durchsetzen, gewinnt aber dennoch.

 

Understatement ist abhängig von der Intelligenz, ist aber ebenso kulturbedingt. Understatement steht in einem Zusammenhang mit einem unterschiedlichen Verständnis von Status und Macht. In Regionen mit hoher Machtdistanz ist Understatement ebenso wenig anzutreffen wie bei Menschen mit besonders hohem Intellekt und sehr hoher Sozialkompetenz. In Gesellschaften bzw. Ländern mit hohem Machtanspruch wird hingegen sehr viel Wert darauf gelegt, den sozialen Status auch nach außen hin deutlich zu dokumentieren.

 

Understatement steht auch in einem Zusammenhang mit fehlenden oder zumindest geringeren Persönlichkeitsstörungen z.B. wenn das Selbstwertgefühl nicht (wie häufig) gestört, sondern noch gesund ist.

 

Understatement (= künstliche Status-Herabsenkung bzw. Nichtdemonstration des eigenen Status) kann Menschen überführen bzw. deren Gegenüber bzw. Zielgruppe manipulieren, z.B. wenn man Understatement als bewusste Strategie (Werbestrategie / Marketingstrategie / Image-Strategie) nutzt - oder als Strategie in der Personalauswahl. Understatement von Entscheidungsträgern führt in eignungsdiagnostischen Gesprächen dazu, dass sich Menschen natürlicher verhalten, sich weniger anpassen und verstellen und sich eher so verhalten wie sie wirklich sind.

 

Understatement reduziert Hemmungen und Hemmschwellen. Bewusst genutzt wird Unterstatement als Methode der psychologischen Eignungsdiagnostik bei der Personalauswahl, zumindest bei der Suche des richtigen Mitarbeiters z.B. durch das ib reality view & proof concept z.B. durch Änderung angenommener oder unterstellter Rollen, durch Rollentausch, durch Unterbleiben von Einladungen oder klassischer Vorstellungsgespräche.

Understatement kann auch in der Mitarbeiterführung helfen, Sympathie und Vertrauen zu gewinnen. Das Gegenteil bewirkt, "den Chef raushängen" zu lassen. Understatement ist als gegenteiliges Verhaltensmuster auch eine Methode der ernst gemeinten Partnerauswahl z.B. wenn man wissen möchte, woran man wirklich ist - und feststellen möchte, ob und in wie weit innere Werte zählen. Understatement übertölpelt in jeder Hinsicht die üblichen Maskierungen und führt über den bewussten Verzicht auf Status-Gebaren zu Klarheit und Wahrheit.  

 

Understatement war Überlieferungen nach auch eine Strategie des märchenhaften Kalifen Harun al-Raschid (Hārūn ar-Rašīd), der von 786 bis 809 das arabische Weltreich regierte - und der wohl wegen der kulturellen Blüte des Kalifenreichs unter seiner Herrschaft als Märchengestalt fortlebte. Im Westen wurde der besagte "Kalif von Bagdad" bekannt durch die Märchensammlung 1001 Nacht, in der sich einige Geschichten um seine Person ranken.

 

Als Bettler verkleidet mischte sich Harun al-Raschid unerkannt unser sein Volk, um dessen Meinung und Verhalten zu erfahren. Sein Inkognito-Streifzug durch die Straßen von Bagdad zusammen mit seinem Großwesir sind ein zentrales Motiv des Märchens Saids Schicksale von Wilhelm Hauff. Das Motiv des Verkleidens und Aushorchens, das in den 1001 Nächten mehrfach mit ihm in Verbindung gebracht wird, ist von dem historischen Kalifen übrigens nicht belegt; wohl aber von dem fatimidischen Kalifen al-Hakim, der von 996 bis 1021 über Ägypten herrschte.

 

Von weiteren Herrschern, die Understatement nutzten, um objektive Informationen zu gewinnen, wird berichtet. Auch Cäsar Celsius und Sultan Mahmud II. verkleideten sich angeblich als Bettler, um dem "Volk aufs Maul zu schauen". Letzterer berief sich wortwörtlich auf Harun al-Raschid, dessen Beispiel er folgen wolle. 

 

Status-Rechtfertigung und Status-Erhöhung (Overstatement)

Menschen mit einem eher niedrigem Status oder Menschen mit einem gestörtem Selbstwertgefühl oder einer Persönlichkeitsstörung wissen mit Understatement wenig anzufangen, allein deshalb schon, weil sie ständig und überall bemüht sind, ihren niedrigen Status zu rechtfertigen oder künstlich zu erhören.

 

Daher greifen solche Persönlichkeiten eher zur Strategie der Status-Rechtfertigung und Status-Erhöhung. Dieser Hang ist zwar typisch menschlich, kommt jedoch verstärkt vor und zwar zumeist nach der Regel: Je niedriger der Status, desto höher die eigene Status-Erhöhung. 

 

Manchmal wirkt der innere Drang nach Status-Erhöhung oder Status-Gebaren oder Maskierung auf Menschen mit einem hohen Status recht peinlich und manchmal geradewegs lächerlich z.B. wenn...

 

... Menschen sich offenkundig ihrer Erfolge brüsten oder erzählen, was sie alles haben oder sich kaufen,

... Amtsdiener des niedrigsten Ranges ganz besonders "den Chef raushängen" lassen,

... Busfahrer nicht mehr auf herbeieilende Fahrgäste warten, sondern kurz vorher einfach losfahren,

... Menschen für viel Geld ihr Auto tunen und auf ihrem Kleinwagen riesige Spoiler und Tragflächen anbringen,

... Menschen (zumeist Männer) mit Luxuskarossen vor Straßencafés "vorfahren", ihre Runden drehen und posen

    und dann mit ihrem Autoschlüssel in der Hand spazieren gehen oder diesen demonstrativ auf den Tisch legen,

... Männer in übertriebener Art und Weise ihre "Spendierhosen" anziehen,

... Frauen sich überschminken und überstylen

 

Ein solches "Overstatement" kann Menschen geradewegs überführen, allein dadurch, dass sie sich in einer übertriebenen Art und Weise im Hinblick auf das Erhaschen eines hohen Status-Empfindens so verhalten wie es Menschen mit einem echten höheren Status eben nicht tun würden.

 

Genau davon gehen Menschen mit einem niedrigem Status aber aus. Das liegt auch daran, dass sich Menschen mit einem Status-Komplex inbesondere an entsprechenden Beispielen aus den Medien orientieren und sich Menschen suchen, die sie über entsprechendes Feedback bestätigen z.B. weil sie genau so denken bzw. ähnliche Komplexe haben.    

Status-Kommunikation als erlernbare Technik

Status-Kommunikation setzt darauf, dass Status veränderbar ist. Status Kommunikation basiert auf einem situations- und zielabhängigem und flexiblen Status-Wechsel, auf kluger Status-Anpassung an die jeweilige Umgebung und die jeweiligen Interaktionspartner.

 

Es geht um die Bewusstmachung des eigenen Status, der Veränderung der inneren Haltung und der zielgerichteten Status-flexiblen Kommunikation mit Kommunikationspartnern, die stets einen höheren oder niedrigen Status einnehmen.

 

Status Kommunikation als Technik ermöglicht, Sympathien und Vertrauen zu erzeugen und seine Ziele zu erreichen. Status-Kommunikation als Technik hilft, objektive Informationen zu gewinnen oder generell zu gewinnen, ohne auf seinen Status und seine entsprechenden Rechte zu pochen. Es geht darum, dass der Flexiblere und Klügere gewinnt und nicht automatisch derjenige mit dem höheren Status.

 

In Status-Kommunikationstrainings lernt man, die persönliche Status-Ebene in unterschiedlichsten Kommunikations-Situationen zu erkennen und klug zu verändern.

Man lernt, seinen Blickwinkel, seine kommunikative Haltung und die Kommunikation an sich sozial kompetent zu ändern, um jeder Situation erhaben zu sein.

 

Man lernt, seinen inneren Zustand (Gefühlslage) zu kontrollieren, Understatement bewusst einzusetzen und sich unliebsamen Situationen, die man sonst zu vermeiden sucht, bewusst zu stellen und diese geradewegs als Einladung zu betrachten, zu spielen und zu gewinnen.

 

Ähnlich wie die Bedeutung der unterschiedlichen Seiten einer Nachricht, so gehört Status-Kommunikation nach dem ABC und Vokabel-Lernen zu den unverzichtbaren Grundregelwerken der sozialen Interaktion und Kommunikation. Wer diese Grundlagen nicht kennt, übt und verinnerlicht, um sie positiv für sich selbst zu nutzen, der sollte zumindest erfahren, warum er in der ein oder anderen Situation - egal was er tut - von vorne herein unterliegt. (Weitere Infos)